Mit dem grossen Talent kommen grosse Träume. Jene der Talente selber und jene ihrer Eltern, die sie möglichst optimal fördern wollen. Der Weg an die Spitze führt über Meisterklassen. Was liegt näher, als dafür gleich die Berühmtesten des Fachs aufzusuchen.
Kollegiale Geburtshelferin…
Einer gefeierten Künstlerin wie Julia Fischer traut man naturgemäss zu, dass sie starke Impulse vermitteln kann. Die deutsche Starviolinistin geht als Förderin des Nachwuchses ihren eigenen Weg. Dogmatik ist ihr zuwider, genau wie jegliche Träumerei vom Stardasein. Ihr Ideal ist das Leben im Dienst der Musik.
Entsprechend authentisch wirkt ihre Flexibilität in der Wahl der Mittel. Viele Wege führen zum Ziel einer eigenen Persönlichkeit als Musikerin. Konzentriert und kollegial wirkt die Atmosphäre, wenn Julia Fischer an der Musikakademie in München mit ihren Zöglingen arbeitet.
Die garantiert zielführende Pädagogik gibt es nicht. Dafür aber immer mehr unterschiedliche Lager, die sich nicht gerade grün sind. Die Gegenseite offen kritisieren mag zwar niemand, jedenfalls nicht, wenn Journalisten oder gar Kameras in der Nähe sind. Aber hinter vorgehaltener Hand kursieren Geschichten von rüden Reaktionen, wenn ein Zögling quasi abtrünnig wird und bei anderen Lehrmeistern neue Wege sucht.
…versus stahlharter Zuchtmeister
Eine Reputation als eigentlicher Geigenguru hat der in der Schweiz ansässige Zakhar Bron, aus dessen Schule Stars wie Maxim Vengerov, Daniel Hope und David Garrett hervorgingen. Bekannt ist seine Strenge, begehrt sein Qualitätssiegel. Denn wer durch das Stahlbad des russischen Meistermachers ging, hat zweifellos bessere Aussichten auf eine Solokarriere, mindestens aber auf einen Konzertmeisterposten.
Der Mann, der selbst ein Wunderkind gewesen war, trimmt seine Zöglinge bedingungslos auf Virtuosität und gibt den strengen, kompromisslosen Zuchtmeister. Auch Maxim Vengerov hatte – wie er in einem Interview vor zwei Jahren sagte – die Art seines Lehrers zu imitieren. Dass er dann dennoch seine eigene Handschrift entwickelte, lag an seiner starken Persönlichkeit, die durch die Auseinandersetzung mit Bron noch wuchs.