Nicht mehr der Tourplan oder Studioaufnahmen geben im Leben der Musiker Fabian Chiquet und Victor Moser den Takt vor, sondern die eigenen Kinder. Mit The Bianca Story spielten sie einst auf den grossen Bühnen, noch vor 10 Jahren galt sie als eine der wichtigsten Bands der Schweiz.
Doch dann wurden für Chiquet und Moser andere Dinge wichtiger. Ihr kreativer Schaffensdrang klang aber auch mit eigenen Kindern nicht ab.
Bei den Alt-Rockern nachgefragt
Wie geht man mit sich verschiebenden Prioritäten um? Wie altert man im Musikbusiness? Mit diesen Fragen wenden sich Chiquet und Moser an Kolleginnen und Kollegen, die es wissen müssen: Düde Dürst, Drummer von Les Sauterelles und Krokodil, Küre Güdel und Sam Jungen von Rumpelstilz, Schöre Müller von Span, Christine Lauterburg, dem Synthesizer-Pionier Bruno Spoerri, Rock'n'Roll-Sänger Terry Senn und Gitarristin Valerie Claus, deren Honolulu Girls als erste Girlband der Schweiz gilt.
Mit ihnen allen wollen sie ein einziges, grosses Konzert auf die Bühne bringen. Die Gespräche, die sie mit den Schweizer Musiklegenden führten, dienen als Vorlage für Songideen. Unter dem Projekttitel «I’ll Remember You» tritt die Supergroup im Sommer 2022 auf.
Film, Serie und Podcast
Parallel dazu entstehen ein Album, ein Podcast, eine Webvideo-Serie und ein Dokumentarfilm, der vergangene Woche Premiere feierte.
Dem Drummer Düde Dürst fiel der Wechsel vom Profi- zu Wochenendmusiker leicht. Der Kalender des 76-Jährigen ist zwar nach wie vor so voll, dass er nur mit Mühe für das Projekt zu begeistern war.
Trotzdem erzählt er frei heraus, dass er die Rolle als Familienvater gerne übernommen habe. Dank seines zweiten Standbeines, der Arbeit als Grafiker, konnte er sie übernehmen. Ausgetobt habe er sich zuvor genug, erzählt Dürst im Film.
Ganz anders Span-Gitarrist und -Sänger Schöre Müller: Ihm sieht man die Rockattitüde noch immer von weitem an der Haarpracht und den Accessoires an.
Müller nennt es «Outlaw»-Haltung: «Outlaw meint ja eigentlich gesetzlos. Aber nicht in dem Sinn, dass wir Gesetze übertreten, sondern dass wir eigenständig sind im Einschätzen von Situationen. Wir lassen uns nicht institutionalisieren.»
Scharfe Kritik für die Jungen
Der Film erstaunt immer wieder mit intimen Momenten und der Echtheit, die die Alt-Rocker zeigen. Dies dürfte wohl unter anderem an der Art der beiden Musiker Fabian Chiquet und Victor Moser liegen: Sie hören ihren Gesprächspartnern zu, zeigen echtes Interesse und grosse Wertschätzung.
Selbst dann, wenn die erfahrungsreichen Profis nicht gerade zimperlich mit Kritik an den Songideen der jüngeren Musiker sind. Gleichzeitig gehen einige Protagonisten in ihrer beinahe schon klischierten Alt-Rocker-Rolle dermassen auf, dass man ins Grübeln kommt über deren Identitäten: Sind sie so, weil sie Rockstars waren, oder waren sie Rockstars, weil sie so sind?
Die Frage nach dem Altern im Musikbusiness beantwortet der Film mit verschiedenen Lebensentwürfen und ist damit nicht nur für Musikaffine und Eltern spannend. Mit den vielen Porträts will die TV-Fassung für ihre 52 Minuten Laufzeit ein wenig zu viel aufs Mal. Dafür gibt es wohl die mehr als dreimal so lange Web-Serie.
Der Podcast zur gleichnamigen Dok-Serie. Hintergründe zum alt werden und jung bleiben als Schweizer Popmusiker:in. Von und mit den Musikern Fabian Chiquet & Victor Moser.
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