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Zum 200. Geburtstag Johann Strauss Superstar: Der Walzerkönig, der Amerika rockte

Er komponierte für die Massen – und die Menschen liebten ihn. Johann Strauss (Sohn) war der Star des 19. Jahrhunderts. Mit seinen schwungvollen Walzern erreichte er eine internationale Popularität, die bis heute anhält.

Sein Vater – selbst erfolgreicher Komponist und mit gleichem Namen – will ihn zum Beamten machen, doch seine Mutter setzt alles daran, ihm eine musikalische Ausbildung zu ermöglichen. Mit 19 hat Johann Strauss (Sohn) seinen ersten öffentlichen Auftritt im Wiener Tanzgasthaus Casino Dommayer und wird über Nacht zum Star.

Der Soundtrack einer Generation

Schon bald füllen seine Walzer, Polkas, Märsche und Operetten Konzertsäle in ganz Europa. Mit seiner Musik trifft der Komponist in den 1860er-Jahren den Nerv der Zeit: Nach dem verlorenen Krieg gegen Preussen wollen die Menschen in Wien tanzen, feiern und vergessen. Strauss liefert die Musik dazu: rhythmisch mitreissend, lebensfroh, leicht zugänglich.

Doch der «Walzerkönig» ist nicht nur Komponist, sondern auch ein Showman und cleverer Unternehmer, der seine Musik gezielt inszeniert und kommerzialisiert.

Ein Mega-Festival in Amerika

1872 wird er in die USA eingeladen: In Boston findet das bis dahin grösste Musikfestival statt: Das «World's Peace Jubilee». Eine riesige Pop-up-Halle aus Holz wird eigens dafür aufgebaut. Knapp 1000 Musiker und 18'000 Chorsängerinnen und -sänger, fast drei Wochen Konzerte, Bälle und Empfänge für 60'000 Menschen.

Und mittendrin: Johann Strauss. Er ist einer von knapp zwanzig Stars, die man für das Mega-Festival aus Europa einschiffen lässt, erzählt Bernhard Ecker, Historiker aus Wien und Mitautor des Buchs «Johann Strauss’ amerikanische Reise»: «Strauss war der Headliner Nummer eins, der gross angekündigt wurde.» Der Name Strauss verleiht dem Festival internationales Prestige, ist ein Magnet für Publikum, Presse und Sponsoren.

Ein «musikalisches Erdbeben»

Auf der Bühne ist Strauss ein Stimmungsmacher – das begeistert auch das amerikanische Publikum. «Früher waren die Dirigenten eher steif», so der Wiener Musiker Peter Hosek. «Den Leuten hat es gefallen, ein bisschen einen Wahnsinnigen auf der Bühne zu sehen, der nicht nur tolle Musik geschrieben, sondern sich auch entsprechend dazu bewegt hat.»

Neben den spektakulären Auftritten des Maestros aus Vienna ist Lärm das Hauptthema des Publikums und der Kritiker. Knapp tausend Musiker spielen seinen «Donauwalzer». Diese Menge zu dirigieren, wird für Strauss ein Ding der Unmöglichkeit, so Ecker: «Er hat es scheusslich gefunden. Er hat diesem grossen Ereignis, das in die Popgeschichte des 19. Jahrhunderts eingehen würde, persönlich ganz wenig abgewinnen können.»

Strauss bleibt relevant

Doch der Trip von Wien über den Atlantik nach Nordamerika lohnt sich für den Komponisten: Seine Auftritte dort bringen ihm das stattliche Honorar von 20'000 Dollar ein, nach heutiger Kaufkraft wäre das etwa eine halbe Million Franken – damals Rekord. Strauss wird endgültig zum globalen Phänomen.

Noch heute sind seine Melodien rund um den Globus bekannt – allen voran der «Donauwalzer», er gehört zum Pflichtprogramm am Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Doch Strauss ist mehr als musikalisches Kulturgut.

Von Falco über Shirin David bis Vincent Gross, JJ und Stanley Kubrick: Der Komponist inspiriert mit seiner Musik bis heute – weil sie emotional unmittelbar wirkt, weil sie zwischen Eleganz und Energie changiert und weil sie ein Lebensgefühl vermittelt, das nie ganz aus der Mode gekommen ist.

Buchhinweis

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Bernhard Ecker, Peter Hosek: «Johann Strauss’ amerikanische Reise». Molden Verlag, 2024.

Radio SRF 2 Kultur, Kulturplatz Talk, 23.10.2025, 9:03 Uhr

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