Zum Inhalt springen

Das Lied von Eis und Sand Schneereicher Winter kann Gletscherschwund nicht aufhalten

Nach einem schneereichen Winter sind die Schweizer Gletscher mit einem überdurchschnittlichen Schneepolster in diesen Sommer gestartet. Die neusten Messungen zeigen ein ernüchterndes Bild: Seit Mitte August ist die Jahresbilanz bereits wieder negativ. Dazu beigetragen hat auch Saharastaub.

Je mehr Schnee im Frühsommer auf den Gletschern liegt, desto langsamer schmelzen sie ab während der heissen Monate. Im vergangenen Winter hatte sich im Hochgebirge viel Schnee angesammelt. Eine gute Nachricht also für die Schweizer Gletscher, welche in den letzten Jahrzehnten massiv an Eisvolumen verloren haben. Die Freude währte aber nicht lange: Die warmen Tage sind noch nicht vorbei, doch die Jahresbilanz ist bereits wieder negativ.

Das Schweizerische Gletschermessnetz GLAMOS erforscht die langfristigen Änderungen der Gletscher. Während der Jahre 2010 bis 2020 erlitten die Gletscher durchschnittlich ab August einen Nettomassenverlust, also dass insgesamt mehr Eis geschmolzen als dazugekommen ist.

Linien zeigen Verlauf der Massenbilanz der Gletscher
Legende: Verlauf Massenbilanz: 2010 – 2020 (gelb) und 2024 (orange) Im Winter und Frühling wiesen die Gletscher überdurchschnittlich viel Masse auf, seit Mitte August sieht die Bilanz ähnlich negativ aus wie in Vorjahren. GLAMOS (Für detaillierte Grafik siehe Link weiter unten)

Dieses Jahr setzte der Nettomassenverlust nur wenig später ein. Für Matthias Huss, Leiter von GLAMOS, ist es erstaunlich, dass der Effekt des schneereichen Winters so schnell nachgelassen hat. Er nennt insbesondere zwei Gründe dafür. Zunächst einmal fiel im Juli und bisherigen August auch im Hochgebirge kaum Neuschnee, welcher den Schmelzvorgang effizient bremsen würde. Zudem liegt ausserordentlich viel Saharastaub auf den Gletschern.

Saharastaub auf Schnee verändert dessen Albedo: Weisser Schnee reflektiert einen grossen Anteil des einfallenden Sonnenlichts, während eine dunklere Schneeoberfläche dieses vermehrt absorbiert und sich dadurch schneller erwärmt. Viele erinnern sich wohl an die markanten Saharastaub-Ereignisse dieses Frühlings. Nachdem die Schichten mit Saharastaub zunächst eingeschneit worden waren, kamen sie schliesslich im Verlaufe des Sommers wieder hervor und beschleunigen nun das Abschmelzen.

Gletscherlandschaft und Wolken
Legende: Saharastaub ändert das Reflexionsvermögen der Schneeoberfläche. Der Jungfraufirn (VS) im Juni 2024 A. Balmer

Die Gletscher werden also auch dieses Jahr an Masse verlieren. Der Verlust dürfte aber geringer ausfallen als in den beiden Jahren zuvor.

Für Interessierte

Meteo, 16. August 2024, 19:55

Meistgelesene Artikel