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Die Wetterbilanz 2023 Zweitwärmstes Jahr und deutlich zu nass

Weltweit gesehen ist 2023 das wärmste Jahr seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen. In der Schweiz wird 2023 das zweitwärmste Jahr, knapp hinter 2022, aber deutlich vor 2018 und 2020. Erneut machte die Sonne Überstunden, allerdings gab es auch deutlich mehr Niederschlag als im Vorjahr.

Die Aare bei Bern am 11. Juli.
Legende: Zweitwärmstes Jahr nach 2022 Auch im Sommer 2023 gab es oft Badewetter bei Temperaturen bis 39 Grad. Barbara Dubach

Global gesehen reiht sich seit Monaten Temperaturrekord an Temperaturrekord, und so wird 2023 als wärmstes Jahr seit Messbeginn in die Annalen eingehen. Auch in der Schweiz war es oft rekordwarm, besonders von Mitte August bis Mitte Oktober. Besonders die längere Kaltphase im Spätherbst sorgte aber dafür, dass in der Schweiz, landesweit gesehen, kein neuer Jahresrekord der Temperatur verzeichnet wird. 2023 landet knapp hinter 2022 auf Platz 2. Allerdings ist es deutlich wärmer als 2018 und 2020, die bezüglich Jahrestemperatur auf Platz 3 und 4 liegen. Vereinzelt sorgen allerdings lokale Gegebenheiten auch in der Schweiz für neue Jahresrekordwert, so beispielsweise in Bern.

Blick auf den ausgeaperten Aletschgletscher am 31. Juli.
Legende: Viel zu warm 2023 war rund 2,5 Grad zu warm, kein Wunder verloren die Gletscher mehr als 4 Prozent ihres Volumens Beatrice von Arx

Rund 2,5 Grad zu warm

Gegenüber der klimatologisch relevanten Referenz der Jahre 1961 bis 1990 liegen die Temperaturen sowohl im Norden wie im Süden rund 2,5 Grad über der Norm. Am grössten ist der Temperaturüberschuss in der Nordwestschweiz und im westlichen Mittelland, wo 2023 stellenweise gar minim wärmer ist als das Vorjahr. Einzig im Hochgebirge liegen die Werte «nur» bei 1½ bis 2 Grad über der Norm, und gleichzeitig rund 1 Grad unter den Rekordwerten, die im Gebirge meist 2020 verzeichnet wurden.

Blick vom Ahorn bei Schwende Richtung Säntis. Mehr als ein paar Flcken Schnee hatte es nicht.
Legende: Wärmster Jahreswechsel Am 1. Januar gab es in Delsberg mehr als 20 Grad, und am Alpstein war kaum Schnee zu sehen. Conny Bianchi

Immer wieder extreme Warmphasen, kein Monat zu kalt

Das Jahr startete schon rekordwarm. In Delsberg gab es an Neujahr schon mehr als 20 Grad, und in der ersten Januarwoche lag die Temperatur in St. Gallen mehr als 9 Grad über dem Januarmittel. Obwohl es in der zweiten Januarhälfte deutlich kühler wurde, blieb es bis im April viel zu warm. Im April lagen dagegen die Temperaturen nur noch knapp über Norm und waren sogar unter dem statistischen Erwartungswert der Periode 1991 bis 2020. Auch im Mai zeigte das Thermometer noch lange bescheidene Werte.

Just an Pfingsten, Ende Mai, startete der Sommer 2023 in der Schweiz. Der Juni war nach 2003 der zweitwärmste auf der Alpennordseite, und auch im Juli und August ging es sehr warm weiter. Im September und auch in der ersten Hälfte des Monats Oktober war es so warm wie noch nie zu dieser Jahreszeit. Ab Mitte Oktober gingen die Temperaturen zurück, trotzdem war der Oktober 22 immer noch der zweitwärmste. Trotz grossen Niederschlagsmengen blieben auch der November und Dezember zu warm.

Über dem Vierwaldstättersee liegen noch ein paar Wolkenfetzen, sonst ist es blau.
Legende: Ende November: Kaum Schnee Blick am 23. November aus der Gegend der Ibergeregg auf den Vierwaldstättersee. Schnee gab es praktisch nur im Hochgebirge und in schattigen Lagen. Irene Eichhorn

Hitzewerte wie selten zuvor

Am 24. August passierte in Genf ausserordentliches! Das Thermometer zeigte einen Werte von 39,3 Grad. Dies war die zweithöchste Temperatur in Genf überhaupt, nach den 39,7 Grad vom 7. Juli 2015. Es war aber auch der höchste Wert in der Schweiz im Jahr 2023. Noch nie im 21. Jahrhundert wurde der heisseste Tag so spät im Jahr verzeichnet. Heiss war es an jenem Tag aber nicht nur in Genf. Auch in Nyon, in Mathod in der Orbeebene und in Payerne, alle im Kanton Waadt gelegen, wurden mehr als 38 Grad gemessen. Richtig heiss war es aber auch schon am 11. Juli. An jenem Tag gab es in Genf 37,4 Grad und in Chur sogar 37,6 Grad.

Am Rotbach in Kriens bildeten sich am 22. Januar schöne Eisskulpturen.
Legende: Nur kurze Kältephase Ende Januar gab es zwar ein paar kalte Tage, von Rekorden war man aber ganz weit entfernt. Urs Gutfleisch

Arktische Kälte war auch 2023 ein Fremdwort

Von Kälterekorden war man, wie so oft, in diesem Kalenderjahr wieder weit entfernt. Auf dem staatlichen Messnetz sank die Temperatur bis auf -25,8 Grad, gemessen am 19. Januar. An den übrigen Messstationen wurde der Wert von -25 Grad nicht unterboten. In Buffalora am Ofenpass wurden -24,9 Grad verzeichnet, in Ulrichen im Goms gab es -24,7 Grad. Spannend: Im östlichen Mittelland wurde der Jahrestiefstwert erst im Dezember verzeichnet. So gab es am Flughafen Zürich am 3. Dezember in der Früh einen Tiefstwert von -14,1 Grad, und auch in Tänikon, im Kanton Thurgau, wurde an jenem Morgen der Wert von -14 Grad erreicht.

Der Rhein war bis zu den Dammkronen gefüllt.
Legende: Nasses Jahr Im Frühling, im Spätherbst, aber auch Ende August gab es ergiebige Niederschläge. Am 28. August führte der Alpenrhein bei Widnau/SG Hochwasser. Christof Sonderegger

Vielerorts zu nass

Das Jahr 2023 war in der Schweiz deutlich zu nass, besonders im Rhonetal und im Osten der Schweiz. In Sitten und im Elm ist es das zweitnasseste Jahr seit mehr als 70 Jahren, in Chur und in St. Gallen wird die drittgrösste Niederschlagsmenge seit Messbeginn verzeichnet. Auf dem Säntis stellen mehr als 3700 Millimeter Jahresniederschlag sogar einen neuen lokalen Rekord für den aktuellen Standort dar, allerdings sind die Messergebnisse von Gebirgsstationen immer mit Vorsicht zu geniessen sind, da Wind- und Schneesdrifteffekte immer wieder zu Messfehlern führen können.

Entgegen einer weit verbreiteten Meinung bleiben die Jahresniederschlagsmengen in der Schweiz konstant oder nehmen sogar leicht zu. Allerdings sind die Jahr-zu-Jahr-Schwankungen viel grösser, als die Veränderungen im Trend. Oft gibt es gerade in der Vegetationsphase auch lange trockene Phasen, die zu temporärer Trockenheit führen können. Die weiter zunehmende Bodenversiegelung und Bodenverdichtung führen dazu, dass der Niederschlag immer schlechter in den Boden eindringen kann.

In diesem Jahr war auch schon zu Beginn des Monats März von Dürre im Sommer die Rede. Danach war es aber zwei Monate lang nass, und der Frühling war an vielen Orten insgesamt zu feucht. Der Sommer startete trocken, und Mitte Juli kam es in Bitsch im Wallis zu einem grossen Waldbrand. Ende Sommer gab es speziell im Süden und inneralpin aber doch noch grosse Regenmengen. Ergiebig Regen fiel auch wieder im Spätherbst, stellenweise war es der nasseste November seit Messbeginn.

Frisch verschneite Piste in der Bettmeralp.
Legende: Endlich Schnee Ende März fiel endlich kräftig Schnee, besonders in höheren Lagen. Bruno Kneubühler

Der Schnee kam erst im Frühling

Im Winter bewegten sich die Schneehöhen oft im Bereich des Minimums. Erst mit den ergiebigen Niederschlägen in der zweiten Hälfte März fiel in der Höhe kräftig Schnee. Im April wurde teilweise die Normschneehöhe für diese Jahreszeit erreicht, allerdings war der Wassergehalt der Schneedecke bedeutend geringer als in Jahren mit vergleichbarer Schneehöhe.

Wolkenloser Himmel über dem Münster.
Legende: Sonnigster Juni in Basel Am 15. Juni war es in Basel wolkenlos. Insgesamt war es in Basel der sonnigste Juni Peter Wehrli

Die Sonne gab sich Mühe

An den meisten Orten in der Schweiz lag die Sonnenscheindauer im Vergleich zur Norm 1961 bis 1990 über dem Durchschnitt. Nur im Hochgebirge und teilweise auch inneralpin blieben die Werte unter dem Mittelwert. Im Vergleich zum Vorjahr, an vielen Orten das sonnigste Jahr überhaupt, sind die Sonnenscheinstunden aber mehr als nur bescheiden. An vielen Orten nördlich der Alpen zeigte sich die Sonne rund 400 Stunden weniger als 2022, in Zürich sind es fast 450 Stunden. Auch südlich der Alpen fehlen zum Vorjahr rund 300 Sonnenstunden.

Blick von der sonnigen Rigi Richtung Mythen am 11. Juli
Legende: Sonnig, aber kein Rekord 2023 war an den meisten Orten sonniger als im langjährigen Durchschnitt. Im Vergleich zu 2022 hinkt das Jahr aber hinterher. Georg Gmür

Faszination Wetter

Nebst der klimatologischen Statistik faszinierten auch in diesem Jahr wieder einzelne Wetterphänomene, die im Bericht «Rekorde und extreme Wetterereignisse» beschrieben sind.

Tagesschau, 16.12.2023, 19:30 Uhr

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