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Einfluss aufs Klima Geoengineering – was ist es (nicht)?

Eingriffe in die Natur werden stets kontrovers diskutiert. Das trifft auch auf Geoengineering zu. Doch viele verschiedene Seiten (miss-) brauchen diesen Begriff. Was meint er also?

Geoengineering ist ein Sammelbegriff. Der Weltklimarat (IPCC) fasst in ihm verschiedene Methoden und Technologien zusammen, mit denen wir bewusst ins Klimasystem eingreifen, um die Folgen des menschgemachten Klimawandels abzuschwächen. Grob kann man zwischen zwei Kategorien unterscheiden:

  • Methoden zur Entnahme von CO₂
  • Methoden zur Beeinflussung der Sonnenstrahlung
Illustrierte Graphik. Drauf sind verschiedene Methoden des Geoengineerings dargestellt.
Legende: Zusammenstellung verschiedener Geoengineering-Ideen mit unterschiedlichen Ansätzen und Einsatzgebieten. IPCC, 2013

CO₂ kann beispielsweise direkt aus der Luft herausgefiltert werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Aufforstung. Die zusätzlichen Bäume nehmen CO₂ aus der Atmosphäre auf und speichern es in ihrer Biomasse ab. Die Sonneneinstrahlung könnte man mittels Millionen kleiner Spiegel reduzieren, die im Weltraum platziert werden. Angelehnt an Vulkaneruptionen geht der Vorschlag von Nobelpreisträger Paul Crutzen. Er überlegte, mehrere Tonnen Schwefelpartikel in die Stratosphäre zu streuen. Sie würden einen Teil des Sonnenlichts reflektieren und hätten so einen kühlenden Effekt.

Weltklimarat

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Der Weltklimarat (engl. Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) ist ein Teil der Vereinten Nationen. Führende Wissenschaftler:innen und Institutionen tragen regelmässig den aktuellen Wissensstand rund um das Klima zusammen. Diese Berichte sind oftmals Grundlage für politische Entscheidungen.

Viel Theorie und Kritik

Gewisse Geoengineering-Methoden muten mehr nach Science-Fiction als nach Realität an. Andere wiederum tönen realistischer. Viele davon sind auch blosse Ideen. Zu allen Methoden sei gesagt: Die Forschung dazu steckt in den Kinderschuhen. Gewisse Methoden werden zwar bereits erprobt, meistens aber nur im kleinen Rahmen und unter Laborbedingungen. Das heisst, es ist nicht klar, ob sie im grossen Stil auch funktionieren würden. Ebenso ist es schwierig, die Folgen einer Methode abzuschätzen, da unser Klimasystem und die Atmosphäre komplexe Systeme mit diversen Interaktionen sind. In der Wissenschaft ist die Meinung über den möglichen Einsatz von Geoengineering umstritten. Ein Teil spricht sich klar dagegen aus, da die Auswirkungen nur schwer abzuschätzen sind. Für andere ist es ein plausibles Worst-Case-Mittel, sollten die CO₂-Emissionen nicht zurückgehen. Andere wiederum argumentieren, Geoengineering werde als Ausrede benützt, um sich nicht an Klimaziele halten zu müssen.

Kondensstreifen. Einmal ein langer gut ausgebildeter und einmal ein kleiner. Vor blauem Himmel mit dünnen Wolken.
Legende: Manchmal bilden sich ausgeprägtere Kondensstreifen und manchmal nur kleine oder gar keine – je nach Zustand der Atmosphäre. Marie-Christine Moix

Kein Geoengineering: Kondensstreifen

Die weissen Streifen hinter Flugzeugen entstehen durch die Interaktion von Flugzeugabgasen mit der Luft. Sie zählen aus mehreren Gründen nicht zu den Geoengineering-Methoden. Die Wissenschaft geht aktuell davon aus, dass Kondensstreifen einen erwärmenden Effekt auf unser Klima haben. Des Weiteren werden sie nicht bewusst eingesetzt, sondern sind ein Nebenprodukt der Fliegerei. Zudem entstehen nicht hinter allen Fliegern Kondensstreifen. Es handelt sich also nicht um absichtliche Eingriffe in das Klimasystem, um die Folgen des Klimawandels zu dämpfen.

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