Der Sommer 2023 war gegenüber der klimatologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990 im Norden gut 3.5 und im Süden rund 3 Grad zu warm. Eindeutig wärmer war bis jetzt nur der «Jahrhundertsommer» 2003 und an den meisten Orten auch der Sommer 2022.
In Bern und Luzern war es dieses Jahr nach 2003 der heisseste Sommer, zusammen mit dem Vorjahr – allerdings mit gehörigem Abstand zu 2003. Damals waren die drei Sommermonate nochmals gut 1 Grad wärmer.
Weniger deutlich ist der Wärmeüberschuss auf den Bergen, im Wallis und im Süden. Dort gehört der Sommer 2023 nur knapp zu den zehn heissesten.
Obwohl die Durchschnittstemperatur im Norden ähnlich war, wie im Vorjahr, liegen Sonnenscheindauer und Niederschlagsmengen weit auseinander. Im Vorjahr gab es im Norden rund 100 Stunden mehr Sonnenschein und praktisch überall war der aktuelle Sommer deutlich feuchter, nicht zuletzt wegen der ergiebigen Niederschläge der vergangenen Tage.
Fünf Wetterphasen in diesem Sommer
Der Start in den Sommer war trocken und sehr warm, den ersten Hitzetag gab es im Norden aber erst am 18. Juni. Von Mitte Juni bis Mitte Juli folgte eine heisse Phase, allerdings musste auch immer wieder mit Gewittern gerechnet werden. In der zweiten Hälfte Juli und in der ersten Augustwoche machte der Sommer 2023 einen bösen Taucher.
Danach folgte eine der bedeutendsten Hitzewellen in unserem Land, die Ende August von tagelangem Starkregen und von Schnee stellenweise bis auf 1600 Meter, so in Zermatt, gestoppt wurde.
Viele Hitzetage und zwei Extremtage
Im Sommer 2023 gab es erneut überdurchschnittlich viele Hitzetage. In Biasca waren es 35, was allerdings weit entfernt von den 67 Hitzetagen des Vorjahres am gleichen Ort war.
Zwei Hitzetage ragten heraus: Am 11. Juli wurde mit Föhnunterstützung ein Wert von 37.8 Grad in Chur gemessen. Es war in der Bündner Hauptstadt der zweithöchste je gemessene Wert. In Montana und Evolène im Wallis sowie in La Frétaz auf den Jurahöhen wurden neue lokale Höchsttemperaturen registriert. Noch heisser wurde es mit der zweiten grossen Hitzewelle vom 11. bis 25. August. Dabei war der heisseste Tag der 24. August. In Genf wurden 39.3 Grad gemessen. Das war der dritthöchste Wert in der Schweiz überhaupt.
Noch heisser war es nur am 11. August 2003 in Grono im Misox mit 41.5 Grad und am 7. Juli 2015 ebenfalls in Genf, als praktisch eine identische Wetterlage herrschte. Bis jetzt wurde noch nie im 21. Jahrhundert so spät in der Saison ein Jahreshöchstwert registriert. Am 24. August verzeichneten weitere Messstationen einen lokalen Höchstwert, so unter anderen Sion, Payerne, Disentis und Nyon.
Dramatisch war nach der Hitze der Temperatursturz. Nach 35.7 Grad am 24. August am Flughafen Zürich gab es dort vier Tage später nur noch einen Höchstwert von 14.3 Grad.
Waldbrand und Hochwasser
Bezüglich Regen und Trockenheit erlebten wir in diesem Sommer auch ein Auf und Ab. Nach einem nassen Frühling startete der Sommer extrem trocken. Stellenweise fiel 24 Tage lang kein Tropfen Regen, und auch die nachfolgenden Gewitter brachten nur örtlich eine Entlastung. In weiten Teilen des Mittellandes und im Rhonetal fielen im Juni nur 20 bis 40 Millimeter Regen. So wunderte es nicht, dass am 17. Juli in Bitsch im Kanton Wallis ein grosser Waldbrand ausbrach.
In der zweiten Monatshälfte des Julis fiel besonders im Osten viel Regen. Dort war Trockenheit kein Thema mehr. Anders im Westen: In Genf brachte der Juli nur 32 Millimeter Regen. Die Regenphase zog sich noch bis in die erste Augustwoche hinein. Danach wurde es bis am 25. August an vielen Orten wieder trocken.
Vom Samstagmittag, 26. August bis am Montagabend, 28. August fiel teilweise Niederschlag ohne Unterbruch. In Biasca gingen in dieser Zeit 368 Millimeter Regen nieder. Auf den Bündner Stationen Arosa, St. Antönien und Chur wurden neue Höchstwerte bei den 72-Stunden-Regensummen verzeichnet, ebenso in Sevelen.
In Biasca gab es einen Rekord beim 48-Stunden-Wert. In der Ostschweiz und in Graubünden traten teilweise die Flüsse über die Ufer, und in Schwanden im Kanton Glarus kam es nach den ergiebigen Regenfällen zu einem schweren Hangrutsch. Die Niederschläge der vergangenen Tage führten dazu, dass der Sommer 2023 in weiten Teilen der Ostschweiz, des Kantons Graubünden und im Tessin als zu nass in die Jahrbücher eingehen wird.
Sonnenstube Schweiz
Trotz längeren grauen Phasen, spezielle Ende Juli und Ende August, war der Sommer 2023 sonniger als der langjährige Durchschnitt. Besonders die langen sonnigen Phasen im Juni und Mitte August schlugen hier zu Buche.
In Basel und St. Gallen wurde der sonnigste Juni seit Messbeginn verzeichnet. In der Rheinstadt wurde dabei immerhin der uralte Rekord aus dem Juni 1887 übertroffen.
Horror-Downburst in La Chaux-de-Fonds
Am Mittag des 24. Julis zog eine Gewitterzelle über La Chaux-de-Fonds. Obwohl die Zelle als Superzelle nur 20 Minuten existierte, sorgte sie im Neuenburger Jura für Millionenschaden.
Der maximale Windwert betrug 217 Kilometer pro Stunde. Dies war ein neuer Höchstwert für bewohnte Gegenden in der Schweiz. Der bisherige Rekord datierte mit 190 Kilometer pro Stunde vom 15. Juli 1985, gemessen in Glarus. Allerdings wurde auch Glarus in diesem Sommer von einer Orkanböe heimgesucht. Am 13. August wurde dort eine Böe mit einem Wert von 126 Kilometern pro Stunde gemessen.