Zum Inhalt springen

Immer höhere Temperaturen An die Hitze muss sich die Schweiz gewöhnen

Hitzewellen machen der Schweiz zu schaffen – nicht zum ersten Mal. Ein Überblick.

Rückblick auf den Hitzesommer 2022: So warm wie im letzten Jahr war es in der Schweiz seit Messbeginn 1864 im Jahresdurchschnitt noch nie. Die aufgelisteten Rekorde im neuesten Bericht des Bundesamts für Umwelt haben es in sich:

  • wärmstes und sonnenreichstes Jahr
  • zweitwärmster Sommer
  • heissester Tag in Genf mit 38.3 Grad
  • längste Hitzeperiode (>30 Grad) in Lugano mit 14 Tagen
  • meiste Hitzetage in Stabio TI mit 63 Hitzetagen (Schweizer Rekord)
  • meiste Sonnenstunden aller Zeiten in Genf und Basel
  • Nullgradgrenze auf Rekordhöhe von 5184 Metern
Die Boote liegen auf Sand und Schlamm. Vogelperspektive.
Legende: Gestrandete Boote am ausgetrockneten Ufer des Doubs an der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz. (Bild vom 18. Juli 2022) EYSTONE/Anthony Anex

Sommertemperaturen in der Schweiz: Historisch gesehen liegt der Sommer 2022 direkt hinter dem Hitzesommer 2003 mit 16.9 Grad im landesweiten Mittel. Damals war die Rede von ausgetrockneten Flüssen, verdorrten Feldern und 1400 Hitzetoten in der Schweiz.

Aktuelle Hitzetage: Auch in diesem Sommer sind die Hitzewellen wieder da. Am Dienstag erreichten sie ihren Höhepunkt, sagt Felix Blumer von SRF Meteo. In Chur wurden 37.6 Grad erreicht, in Genf 37.4 Grad, in Biasca 35.3 Grad. An zahlreichen Orten in der Schweiz gehört der 11. Juli somit zu den zehn heissesten Tagen überhaupt. In Evolène VS ist er gar der heisseste Tag seit Messbeginn.

Blick aufs Worst-Case-Szenario: Steigt die mittlere Temperatur weiter und ändern sich die Niederschlagsmengen, führt ein ungebremster Klimawandel hierzulande laut Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz bis 2050 zu vier absehbaren Folgen.

trockenere Sommer Als Folge der steigenden Temperatur verdunstet mehr Bodenwasser. Zudem wird erwartet, dass langfristig die mittleren Sommerniederschläge abnehmen. Davon sind die West- und Südschweiz am stärksten betroffen.
heftige Niederschläge Extremniederschläge werden heftiger, im Winter um etwa 10 Prozent, im Sommer um etwa 20 Prozent.
schneearme Winter Die Nullgradgrenze steigt im Winter bis ins Jahr 2050 um 400 bis 650 Meter. Heute liegt sie im Mittel etwa auf der Höhe von Einsiedeln. Bis 2050 steigt sie auf die Höhe von Davos.
mehr Hitzetage In den tieferen Lagen der Schweiz verdoppelt oder verdreifacht sich die Zahl der Hitzetage pro Jahr bis 2050. In Basel/Binningen steigt die Anzahl Hitzetage zum Beispiel von heute 11 auf 23 bis 28 Tage, in Lugano von 8 auf 23 bis 31 Tage.

Hitzebedingte Todesfälle: Aussergewöhnliche Sommerhitze fordert immer wieder Todesopfer. Seit diesem Jahr erfasst der Bund die genauen Zahlen. Im letzten Sommer waren es rund 500 Fälle und damit deutlich weniger als 2015 mit rund 750 Todesopfern. Und das, obwohl der Sommer 2022 heisser war. Die Bevölkerung scheint einen besseren Umgang mit der Hitze erlernt zu haben, meinen Forschende im Auftrag des Bundes . Allerdings betont Martina Ragettli vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH): «Mit dem Klimawandel werden die Hitzewellen immer häufiger. Eine Studie zum letzten Sommer zeigt, dass mehr als die Hälfte der Hitzetoten auf den Klimawandel zurückzuführen sind.»

Die goldenen Regeln für Hitzetage: Wenn es sehr heiss wird, kann das Gesundheit und Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Ältere Menschen, chronisch Kranke, Kleinkinder und Schwangere sind dabei besonders gefährdet. Mögliche Folgen reichen von Schwindel oder Muskelkrämpfen bis zu Erbrechen oder Durchfall. Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt:

  1. Körperliche Anstrengungen vermeiden
  2. Hitze fernhalten (z.B. tagsüber Fenster und Läden schliessen, leichte Kleidung, Haut mit Wasser benetzen)
  3. Viel trinken und leicht essen

Tagesschau, 10.07.2023, 19:30 Uhr

Meistgelesene Artikel