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Hintergrundwissen Prognose ist eben nicht gleich Prognose

Regelmässig lassen Sie, geschätzte Nutzerinnen und Nutzer, uns Anfragen zu Prognosen, Prognosefehlern und Unterschieden zwischen Fernsehen, Text und Lokalwetter zukommen. Wir versuchen mal etwas Licht ins Dunkel des Prognose-Business zu bringen.

  • Unterschiedliche Prognosensysteme bringen unterschiedliche Resultate.
  • Hinter Texten, Radio- und Fernsehsendungen stecken MeteorologInnen aus Fleisch und Blut.
  • Die Lokalprognose sowie die Niederschlagsprognosen werden vollautomatisiert berechnet.

Vorweg, die eine Wetterprognose gibt es nicht. Wetterprognosen unterscheiden sich in der Art der Berechnung wie auch in der Datengrundlage. Auf der Homepage von SRF Meteo beispielsweise finden Sie vier verschiedene Arten von Wetterprognosen: die Lokalprognose (aufgedröselt in Tages-, Ein- und Dreistundenübersicht sowie einer gesamtschweizerischen Übersicht), den Wettertext der Meteorologen, die 60-Stunden Niederschlagsprognose und die 1-Stunden Niederschlagsprognose auf der Seite des Radars. Jede dieser Prognosearten beruht auf einer anderen Berechnungsart und hat ihre Vor- und Nachteile. Die Lokalprognose ist auf der App identisch, die Niederschlagsprognosen (Radarprognosen) sind dieselben, aber etwas anders dargestellt.

Das echte Handwerk

Die MeteorologInnen von SRF Meteo sammeln unterschiedliche Wetterinformationen und berücksichtigen diverse Prognosearten, um ihre finale Wetterprognose zu erstellen. Die finale Prognose fliesst in den Text sowie Fernseh- und Radiosendungen. Zu den Wetterinformationen gehören unterschiedlichste Wettermodelle von verschiedenen Ländern und Instituten, Wettermessungen wie Satellitenbilder, Radarbilder und Messwerte sowie langjährige Erfahrung. Nur so ergibt sich ein möglichst vollständiges und detailliertes Wetterbild. Und dennoch können die MeteorologInnen arg danebenliegen. Weshalb?

Ein Wettertext.
Legende: Wetterbericht Ob im Wettertext, in der Wettersendung am Radio oder Fernsehen, hier können sich unsere MeteorologInnen austoben. Sie packen ihr ganzes Wissen und ihre Erfahrung in die Prognose. SRF Meteo

Die MeteorologInnen von SRF Meteo handhaben den Umgang mit den Wettermodellen so: Zeigt ein Grossteil der Modelle ein einheitliches Wettermuster, gilt diese Entwicklung beinahe als gesichert. Dies mit dem Wissen im Hinterkopf, dass die Qualität der Wettermodelle zwar laufend zunimmt, sie aber noch immer keine Glaskugeln sind. Wettermodelle können bisweilen auch richtigen «Blödsinn» berechnen. Deshalb beurteilen die MeteorologInnen in regelmässigen Wetterbesprechungen die Prognosen und ihren Verlauf/ihre Veränderungen. Die MeteorologInnen versuchen mögliche Fehler der Modelle zu erkennen und auszumerzen. Dass dies nicht immer gelingt, liegt in der Natur des Handwerks. Kurz: Dank der technischen Entwicklungen der vergangenen Dekaden konnten die Prognosen zwar deutlich verbessert werden, eine perfekte Prognose wird es aber nie geben.

Wenn der Computer rechnet

Keinen Einfluss haben die MeteorologInnen hingegen auf die Lokalprognose auf der Homepage von SRF Meteo. Die Lokalprognose wird vollautomatisch und ohne Zutun von MeteorologInnen berechnet. Hinter der Lokalprognose verbergen sich Berge von Stationsmesswerten, Statistiken pro Wetterstation und aktuelle Wettermodelle. Daraus lassen sich Aussagen ziehen wie «in 7 von 10 Fällen brachte eine solche Wetterlage 10 Millimeter Regen». Sie lesen ab: 10 mm Regen bei 70 Prozent Regenwahrscheinlichkeit.

Die statistische Herangehensweise hat einen Nachteil: Wann beispielsweise das einzelne Gewitter aufzieht, lässt sich nicht so genau sagen. Daher kann es sein, dass das Tagessymbol Regen zeigt, die einzelnen 3-Stundenschritte jedoch nicht. Es kann auch sein, dass alle 3-Stundenschritte Regen zeigen, auch wenn es nur einmal am Tag regnet. Der Vorteil dieser Prognosemethode liegt auf der Hand: Wir können Ihnen so Wetterprognosen von 25'000 Punkten schweizweit bieten, mit mehreren Updates täglich. MeteorologInnen aus Fleisch und Blut wären mit dieser Punktedichte schlicht überfordert.

Niederschlagsprognose über 60 Stunden
Legende: Niederschlagsprognose über 60 Stunden Ein Computer rechnet, wir zeigen Ihnen das Resultat 1:1. Die Interpretation ist allerdings etwas Übungssache. SRF Meteo

Die 60-Stunden Niederschlagsprognose zeigt 1:1 das Ergebnis einer Wetterberechnung, beruhend auf einem Wettermodell mit einer 1-km-Auflösung. Diese Art von Prognose zeigt Ihnen, woher der Niederschlag aufzieht, wohin er sich verlagert und ob der Niederschlag eher flächig oder punktuell ausfällt. Egal ob Sie nun die Niederschlagsprognose bei uns oder unserer Konkurrenz beziehen, der Umgang mit direkten Modellresultaten soll geübt sein. Die Wettermodelle zeigen die Möglichkeiten/das Potenzial des künftigen Wetters auf. Doch selbst hochaufgelöste Wettermodelle zeigen nicht, dass der Regen exakt um 14:35 Uhr einsetzt, um 14:57 endet und lediglich das Eigenthal/LU trifft. Unser Tipp: Betrachten Sie Niederschlagsprognosen immer mit einem Filter, lassen Sie die Niederschlagsprognose sowohl räumlich als auch zeitlich verschwimmen.

Niederschlagsprognose für die nächste Stunde
Legende: Niederschlagsprognose für die nächste Stunde Der gemessene Niederschlag wird mit dem Wind aus einem Wettermodell verlagert. SRF Meteo

Die 1-stündige Niederschlagsprognose zum Schluss verlagert das aktuell gemessene Niederschlagsbild mit dem Wind. So können Sie abschätzen, ob die Regenzellen noch Ihre Gartenparty erwischen oder nicht. Doch auch diese Berechnungsweise ist vor Fehlern nicht gefeit. Denn der Wind für die Verlagerung von Regenzellen stammt (aus Gründen der Verarbeitung) von einem Wettermodell. Der Wind aus dem Modell kann vom eigentlich gemessenen Wind abweichen, was sich wiederum auf die 1-stündige Niederschlagsprognose niederschlägt.

Sie haben die Wahl

Die unterschiedlichen Arten von Wetterprognosen mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen geben Ihnen die Möglichkeit, sich selber ein umfassendes Bild zusammenzustellen. Wir von SRF Meteo empfehlen aber in jedem Fall den Wettertext zu lesen, um die Einschätzung von Experten zu erfahren. Fehlprognosen wird es leider auch in Zukunft geben, doch die Anstrengungen sind gross, diese minimal zu halten.

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