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20 Jahre «Sälberli» Heute schon Selfies geschossen?

Vor genau 20 Jahren tauchte der Begriff «Selfie» das erste Mal auf. Heute ist das Knipsen eines Selfies etwas Alltägliches geworden – ob vor dem Eiffelturm oder beim Kauf eines SBB Abos. Für Diskussionen sorgt das Selfie aber noch immer.

Was ist ein Selfie? Ein Selfie ist ein Selbstporträt, bei dem man die Kamera (respektive das Smartphone) selbst hält. Am 13. September 2002 tauchte der Begriff zum ersten Mal auf, in einem Internetforum des australischen Senders ABC.

Ein Student suchte Rat bezüglich einer Lippenverletzung und fügte ein Foto an. Dazu schrieb er: «Und tut mir leid wegen des Fokus, es war ein Selfie.» Damit war das Wort geboren, eine Kreation aus dem Englischen «Self» für «selbst» und der australischen Eigenart, Wörter auf «-ie» enden zu lassen (z.B. «Barbie» für Barbeque).

Das erste Selfie

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Nahaunahme einer geschwollenen Unterlippe, die offenbar genäht wurde.
Legende: Das erste Foto, das als «Selfie» bezeichnet wurde ABC Online

«Um, drunk at a mates 21st, I tripped ofer [sic] and landed lip first (with front teeth coming a very close second) on a set of steps. I had a hole about 1cm long right through my bottom lip. And sorry about the focus, it was a selfie. Anyone wanna see a picture of it? It's pretty cool.» – Hopey

Mit der Verbreitung der Smartphone-Kamera verbreitete sich auch die das Selfie. 2013 wählten es die Oxford Dictionaries zum Wort des Jahres, 2017 nahm auch der Duden den Begriff auf.

Duden

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Selfie: Mit der Digitalkamera (des Smartphones oder Tablets) meist spontan aufgenommenes Selbstporträt einer oder mehrerer Personen

Laut einer Umfrage von Bitkom Research in Deutschland im Frühling 2021 machen 79 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer von Smartphones Selfies. Bei den 16- bis 29-Jährigen seien es drei Viertel, die mindestens einmal pro Woche ein Foto von sich machen – und über ein Viertel tue es sogar täglich.

Generation Narzissmus? Selfies wurden lange belächelt. Sie galten als Inbegriff der «Generation Me», der Millennials, die angeblich die meiste Zeit selbstverliebt vor der Handykamera und mit Selbstinszenierung zubringen. Besonders viel Spott zogen Trends wie das «Duckface» und der Hundefilter auf Snapchat auf sich.

Ausserdem machten immer wieder besonders peinliche Selfies die Runde, in denen sich junge Menschen in ihren unaufgeräumten Badezimmern ablichteten, oder in denen im Hintergrund peinliche Details zu erkennen waren.

Fünf Selfie-Trends zum Vergessen

Auch heute noch wird der Begriff oft von einem abschätzigen Unterton begleitet. Dabei ist das Selfie längst nicht mehr nur Teenies vorbehalten: Stars, Politiker und Unternehmer sind alle längst auf den Trend aufgesprungen, und sogar das Grosi schickt ab und zu ein verwackeltes Selbstporträt aus den Ferien.

Vor- und Nachteile: Selfies bieten als Form der Fotografie Vor- und Nachteile. Ein Nachteil ist, dass die Kamera beim Selfie maximal eine Armlänge vom Gesicht entfernt ist. Deswegen erscheint das Gesicht verzerrt, vor allem die Nase scheint breiter.

Drei Fotos der selben Frau, links aus kurzer Distanz aufgenommen, rechts von fern mit Zoom.
Legende: Selfies können die Nase um etwa 30 Prozent grösser erscheinen lassen (Ward B, Ward M, Fried O, Paskhover B. Nasal Distortion in Short-Distance Photographs: The Selfie Effect. JAMA Facial Plast Surg., 1. Juli 2018) Ooh St. Lou Studios

Der psychologische Effekt der Selfies steht immer wieder in der Kritik. Die grosse Nase, der Fokus auf das Äussere und die Schönheitsstandards, die Filter setzen, können einen negativen Einfluss auf das Selbstbild und das Selbstwertgefühl von Jugendlichen haben, wie verschiedene Studien zeigen. Es kommt auch immer wieder vor, dass ein Selfie tödlich endet. Etwa alle zwei Wochen stirbt jemand beim Knipsen eines Selfies.

Tipps

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Um das Verzerren zu verhindern, die Kamera mindestens eineinhalb Meter weit weg aufstellen und zoomen. Timer stellen oder Selbstauslöser verwenden, z.B. via Lautstärke-Knopf am Kopfhörer (meist nur mit kabelgebundenen Kopfhörern möglich) oder via Zeichen – je nach Modell funktioniert Hand Hochheben, «Cheese» sagen oder Lächeln.

Allen Sensationalisten und Kulturpessimisten zum Trotz: Meist wird das Selfie nicht gemacht, um mit einer Giftschlange zu posieren oder den eigenen Po in den sozialen Medien zu präsentieren. Meistens schiessen wir ein Foto, um es unseren Freunden oder der Familie zu schicken, oder als Erinnerungsfoto.

Und so kommen wir zum Pluspunkt, der all diese Kritik aufwiegt: Dank des Selfies gibt es mehr Fotos von uns selbst. Statt eines generischen Fotos des Eiffelturms haben wir jetzt uns und unsere Freunde lächelnd mit auf dem Erinnerungsfoto. So werden unsere Fotos dynamischer und persönlicher.

SRF Virus, 13.9.2022, 9:40 Uhr

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