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Rotorenproduktion in der Fabrikhalle in Birr.
Legende: Das Know-How in den Fabriken (im Bild Birr) kann man nicht einfach nach Frankreich verlegen, glaubt Alstom Schweiz. Keystone

Aargau Solothurn «Blödsinn»: Alstom Schweiz beruhigt Industriestandort Aargau

Alstom Schweiz hat am Freitag über den Geschäftsgang informiert. Hauptthema am Mediengespräch war aber der Übernahmepoker. Bei einer Übernahme durch General Electric könnten 4000 Arbeitsplätze in der Schweiz gefährdet sein, hiess es letzte Woche. Diese Aussage bezeichnete Alstom als «Blödsinn».

«Ich habe noch nie eine so dumme Zahl gesehen», sagte der Chef der Sparte Thermal Power, Philippe Cochet, am Freitag vor den Medien in Zürich. Es besteht die Befürchtung, dass bei einem Verkauf von Alstom an den US-Konzern General Electric Tausende von Stellen von Baden, Birr, Oberentfelden und Neuhausen ins französische Belfort verlegt werden könnten.

General Electric soll angeboten haben, als Gegenleistung für die Zustimmung der Franzosen zur Übernahme, das Hauptquartier von Baden nach Frankreich zu verlegen. Selbst wenn der weltweite Hauptsitz der Division Thermal Power nach Frankreich verlegt würde, wären höchstens einige hundert Stellen betroffen, sagte Cochet: «Aber ich weiss es nicht.»

Kein Exodus aus dem Aargau

Die ganze Produktion und die Servicesparten in der Schweiz könnten kaum verlegt werden, sagte Alstom-Schweiz-Verwaltungsratspräsident Joseph Deiss. Denn in der Schweiz sei das Know-how vorhanden. «Wir arbeiten in langen Zeiträumen. Kraftwerke funktionieren 50 Jahre», sagte der einstige Bundesrat. Um da Servicedienstleistungen zu erbringen, müsse man wissen, wie die funktionierten. Da brauche es das Know-how der Leute, die die Schweiz habe.

Die Schweiz habe viele Trümpfe und Qualitäten, auch wenn der Bundesrat keine aktive Industriepolitik betreibe wie andere Länder. Vorteile der Schweiz seien etwa der flexible Arbeitsmarkt oder die hohe Qualifikation der Mitarbeiter. Die Nähe zu den Universitäten in Zürich sei wichtig, hiess es.

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SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann teilt grundsätzlich die Einschätzungen der Alstom Schweiz. Aber: «Man darf keine Wunder erwarten von Joseph Deiss.» Grundsätzlich werde über das Schicksal der Schweizer Arbeitplätze eben nicht in der Schweiz entschieden, sondern in Frankreich oder aber künftig sogar in den USA.

GE oder Siemens?

Auf die Frage, ob GE der bessere Käufer wäre für Alstom Schweiz als Siemens, sagte Deiss: «Ich kann nicht wissen, was der künftige Käufer will. Ich kann deshalb nicht antworten, weil ich es einfach nicht weiss.» Er wolle auch nicht spekulieren.

«Zwischen den Zeilen war aber doch spürbar, dass der ehemalige GE-Manager Philippe Cochet grundsätzlich etwas mehr zu GE neigt», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann im Gespräch mit dem «Regionaljournal Aargau Solothurn» von Radio SRF.

Insgesamt arbeiten für Alstom in der Schweiz 6500 Beschäftigte. Man habe im vergangenen Jahr rund 100 neue Arbeitsplätze geschaffen, sagte Personalchefin Dina Mardner. Für das laufende Geschäftsjahr wird allerdings mit einem leichten Abbau gerechnet.

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