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Wirtschaft USA gegen Europa: Das Geschacher um Alstom

Beim Übernahmepoker um Alstom geht es nicht nur um handfeste wirtschaftliche Interessen. Auch die Politik mischt kräfig mit. Gerade der alte Kontinent will das Erstarken der USA auf dem europäischen Energiemarkt verhindern.

Die Ausgangslage

Kennzahlen Alstom

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  • Vertretungen in über 100 Ländern
  • rund 86'000 Beschäftigte
  • über 20 Mrd. Euro Umsatz

Der französische Industriekonzern Alstom strauchelt bereits seit zehn Jahren. Finanzkrise und folgende Rezession im Heimmarkt haben dem Unternehmen zugesetzt. Die Perspektiven sind gedämpft. Seit Wochen kursieren Gerüchte über weitere Entlassungen und geplante Anteilsverkäufe in der Transportsparte.

Dabei gehört Alstom zu den führenden Anbietern von Stromerzeugungsanlagen, Stromverteilungsausrüstungen und Eisenbahntechnik. Doch im gegenwärtigen Wirtschaftsumfeld sind Energieübertragung oder -Effizienz viel eher gefragt als der Kraftwerkbau.

Trotzdem: Wer führend sein will in der Energietechnik, kommt an Alstom nicht vorbei. 70 Prozent seiner Einnahmen generiert der Konzern aus dieser Sparte. Darauf haben es nun auch die beiden Bieter Siemens und General Electric abgesehen. Doch was steht genau dahinter?

Was General Electric will

Der US-Mischkonzern General Electric (GE) hat sich entschieden in der Industrie zu expandieren. Nach der Finanzkrise will sich GE weniger auf seine umfangreiche Finanzsparte verlassen. Die «Kriegskasse» des Konzerns erlaubt Einkäufe ohne weiteres. Die Energietechniksparte Alstoms wäre für das US-Unternehmen eine willkommene Ergänzung.

Die beiden Firmen verfügen über komplementäre Produktepaletten. So ist Alstom im Bereich der Windkraft stark im Bau von Anlagen auf See, GE hingegen im Bau von Anlagen an Land. Ein Zusammengehen würde deshalb wenig Doppelspurigkeiten erzeugen. Damit wäre ein Zusammenrücken wohl mit weniger Entlassungen verbunden. GE bietet 12,3 Milliarden Euro. Mit dem US-Deal würde sich Alstom in ein deutlich kleineres Unternehmen verwandeln – mit Fokus auf die Transportsparte.

Was Siemens will

Den deutschen Elektrokonzern stört vor allem die Konkurrenz aus Übersee. Siemens will den Franzosen die Sparten erneuerbare Energien und Stromübertragungstechnik abkaufen. Die Münchner bewerten die Energietechniksparte mit 10,5 bis 11 Milliarden Euro. Im Gegenzug ist Siemens bereit, seine Hochgeschwindigkeitszüge oder Lokomotiven an Alstom abzugeben. Alstom baut bereits erfolgreich TGV-Züge.

TGV und ICE – alles unter einem Dach? Doppelspurigkeiten und kartellrechtliche Probleme sind bei diesem Deal wohl unvermeidbar. Restrukturierungen wären die Folge. Die Angst vor dem Tauschgeschäft geht bereits bei den deutschen und französischen Gewerkschaften um.

Der Aktienkurs von Siemens gab seit der Ankündigung nach. Ein möglicher Deal mit Alstom könnte sich auf die Kreditwürdigkeit von Siemens auswirken. Kommt hinzu, dass der Konzern gerade mitten im Aufbau steckt. Die Ratingagentur Fitch warnt: Der finanzielle Spielraum der Münchner sei begrenzt. Sollte ein grösserer Teil der Übernahme bar finanziert werden, sei das Rating «A» in Gefahr.

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Was Frankreich will

Der wirtschaftliche Vorteil liegt also bei General Electric, auch der Verwaltungsrat von Alstom tendiert zum US-Unternehmen. Glaubt man dem französischen Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg, geht es in der Sache aber nicht nur um finanzielle, sondern auch um industrielle und soziale Interessen. Das Energietechnik-Geschäft von Alstom sei für Frankreich strategisch von grösster Bedeutung.

Das heisst: Frankreich will ein Wörtchen mitreden. Die Regierung fürchtet eine Verlagerung von Arbeitsplätzen und Entscheidungszentren. Paris stemmt sich mit aller Kraft gegen eine Übernahme aus Übersee. Das Motto lautet: lieber zwei grosse europäische Konzerne als ein US-gesteuerter Mega-Konzern. Die Zeichen deuten im Moment allerdings in eine andere Richtung.

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