«Es ist sehr schwierig hier: Viele wollen gar nicht hören, dass ihr Gesuch womöglich abgelehnt wird», erklärt Marie Eve Morf ihre Arbeit im Asylzentrum Bremgarten. Sie ist reformierte Sozialdiakonin und arbeitet als Seelsorgerin im Zentrum. Zusammen mit ihrem katholischen Amtskollegen ist sie im Auftrag des Bundes für die Landeskirchen im Einsatz.
Dort hört sie nicht nur die Sorgen und Nöte der Asylsuchenden an, sie muss diese Personen auch auf einen negativen Entscheid vorbereiten. Und dieser kommt in den allermeisten Fällen.
Mit Christus, Allah oder Buddha geht es manchmal leichter
Ganze 95 Prozent aller Fälle in Bremgarten werden abgelehnt, das Zentrum ist für sie nur eine Zwischenstation. Eben weil viele von einem «Nein» nichts wissen wollen, sei die Arbeit schwierig, erklärt Morf. «Wenn wir einen gemeinsamen Boden haben, in Form von Christus, Allah oder Buddha, dann ist es einfacher. Dann können wir über den Glauben einen Weg finden, dennoch Hoffnung zu spenden.»
Bei Nicht-Gläubigen sei es schwieriger. Dann müsse sie versuchen, den Menschen in einer anderen Form Halt zu geben. Auch dann, wenn eigentlich keine Hoffnung besteht.
Keine einfache Arbeit im Aslyzentrum Bremgarten
Diese Arbeit sei manchmal sehr belastend, erklärt Marie Eve Morf in der Abendsendung des Regionaljournals Aargau Solothurn von Schweizer Radio SRF: «Es gibt schon Momente, in denen ich nicht einschlafen kann.» Dann höre sie zum Beispiel Musik, erklärt Morf.
Besonders hart sei auch der Moment, in dem die Leute den negativen Entscheid erhalten, meint die 67-Jährige. «Manchmal sind sie kurz darauf plötzlich weg, und ich frage mich: Wo schlafen sie jetzt? Wie geht es weiter mit ihnen?»
Grundsätzlich würden alle den Trost der Seelsorger annehmen. Aber bei Nicht-Christen wie Moslems oder Buddhisten müsse man häufig auf diese Personen zugehen.
Reaktionen aus Bremgarten
Die langjährige Sozialdiakonin von Bremgarten betreibt zudem eine Kaffeestube für die Asylsuchenden. Dort können auch Bremgartnerinnen und Bremgartner vorbei schauen. Wie reagieren sie auf das Zentrum? «Diejenigen, die in die Kaffeestube kommen, sind uns gut gesinnt», antwortet Morf. Sie ist sich aber bewusst, dass die Stimmung im Dorf im Vorfeld kritisch war.
Und so trifft sie auch immer wieder auf Leute, die sich über die Asylsuchenden beschweren, «wie jener Ladenbesitzer, der darüber klagte, dass in seinem Laden nun viel gestohlen würde», erinnert sich Morf. Das gebe es auch, «aber diejenigen in der Kaffeestube, das sind die Guten».