Ob der Flughafen Grenchen seine Piste je verlängern kann, bleibt ungewiss. Auch nach dem zweiten Koordinationsgespräch zwischen Bund, Kanton und Gemeinden bleiben etliche Fragen offen und die Kritik an den Pisten-Plänen ist nach wie vor gross.
Der Flughafen hat am Gespräch eine neue Studie zur volkswirtschaftlichen Bedeutung vorgelegt. Nach der ersten Gesprächsrunde kam Kritik, der Nutzen einer längeren Piste sei nicht klar erkennbar. Die nun vorgelegte Studie kommt zum Schluss, dass die bisherige Wertschöpfung des Flughafens bis 2025 um 5 Millionen Franken oder 32 Vollzeitstellen gesteigert werden könnte.
Die Positionen im Detail
5 Millionen höhere Wertschöpfung
Ist das viel oder wenig? «Der volkswirtschaftliche Nutzen der Pistenverlängerung wird sehr kontrovers beurteilt», hält das Protokoll zum neusten Koordinationsgespräch fest.
Wirtschaftsvertreter und die Stadt Grenchen sehen im Flughafen einen wichtigen Standortfaktor. Andere Gemeinden und Umweltorganisationen teilen diese Einschätzung nicht. Der Mehrwert der längeren Piste sei im Vergleich zum grossen Eingriff in Land, Natur und Umwelt zu gering, finden sie.
Wie gross ist das öffentliche Interesse?
«Das rein private wirtschaftliche Interesse des Regionalflughafens reiche für eine Änderung an der kantonalen Witischutzzone nicht», hält beispielsweise die Gemeinde Selzach fest. Das überwiegend öffentliche Interesse am geplanten Pistenausbau sei nicht nachgewiesen.
Das private Interesse des Flughafens kollidiert also mit dem öffentlichen Interesse an der kantonalen Landwirtschafts- und Schutzzone Witi. Doch welches ist höher zu gewichten? Im Herbst wird dies die Solothurner Regierung beantworten müssen. Schon jetzt lässt die Haltung der Kantonsverwaltung erahnen, in welche Richtung es gehen könnte.
Kantonale Fachstellen sagen Nein
Die für Natur und Landschaft zuständige kantonale Fachstelle lehnt die Pistenverlängerung ab. «Der Eingriff in die Witischutzzone führe zur Zerschneidung der Landschaft und eines grossflächigen Lebensraums», ist dem Protokoll zu entnehmen.
Auch die für die Landwirtschaft zuständige kantonale Fachstelle «beantragt, auf das Projekt zu verzichten». Sie stellt schwerwiegende Auswirkungen auf die Landwirtschaft fest. Ein geschützter Lebensraum werde zerschnitten und sein Erholungswert vermindert.
Schutzzone woanders vergrössern?
Der Flughafen hat am Gespräch den Vorschlag gemacht, als Ausgleich zur längeren Piste die Witischutzzone an anderer Stelle zu ergänzen. Ob dieses Land zur Verfügung steht, ist aber noch unklar. Eine landwirtschaftliche Planung soll dies nun beantworten. Das Protokoll schliesst mit der Feststellung: «Ob dies gelingt, kann zum heutigen Zeitpunkt noch nicht abgeschätzt werden. Damit verbleibt für die nächsten Planungsschritte zur Pistenverlängerung ein wesentliches Projektrisiko.»
Vorgesehen ist, dass die Solothurner Regierung im Herbst über das weitere Vorgehen entscheidet. Entweder Übungsabbruch - oder Einstieg in ein Planungsverfahren.