Rückblende: Im März sorgt das Zurzibieter Städtlein Klingnau für einige Lacher und Verwirrung am Abstimmungssonntag. Bei den Ersatzwahlen für Gemeinderat und Gemeindeammann wird der parteilose Oliver Brun in den Gemeinderat gewählt. Als neuer Gemeindeammann hat das Stimmvolk den CVP-Mann Reinhard Scherrer auserkoren.
Scherrer war schon als Ammann gewählt
Das Problem: Scherrer verpasst bei der Wahl den Sprung in den Gemeinderat. Damit kann er aber das Amt des Ammanns gar nicht antreten - denn dafür müsste man ja auch Mitglied des Gemeinderats sein. Bis heute ist unklar, weshalb das Stimmvolk diesen verwirrlichen Entscheid getroffen hat, ein Fünftel der Stimmzettel musste für ungültig erklärt werden.
Darauf die ungemütliche und etwas undemokratische Situation: Oliver Brun hätte im zweiten Wahlgang noch einmal als Gemeindeammann kandidieren können und wäre wohl gewählt worden, Scherrer wäre damit definitiv aus dem Rennen gewesen. Doch Brun verzichtete, weil er eine anständige (Aus-)Wahl wollte. Der Gemeinderat beschloss, die Ammann-Wahl auf den Herbst zu verschieben.
Nun gewinnt Brun die Ammann-Wahl
Im Juni standen in Klingnau erneut Ersatzwahlen an: Reinhard Scherrer schaffte den Sprung in den Gemeinderat. Jetzt waren also beide Ammann-Anwärter auch rechtlich wählbar. Die Wahlen im September konnten unter neuen, klaren Vorzeichen stattfinden.
Das haben sie nun getan: Oliver Brun gewinnt die Wahl mit 411 Stimmen, Reinhard Scherrer kommt auf 268 Stimmen, wie die Gemeindekanzlei mitteilt.
Über den deutlichen Vorsprung ist der parteilose Techniker Brun erstaunt, wie er gegenüber Radio SRF erklärt. «Ich habe mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen gerechnet.» Der 43-jährige Brun freut sich natürlich über das grosse Vertrauen des Stimmvolks.
Ein fairer Wahlkampf trotz aller Wirren
Gleichzeitig betont er die kollegiale Nähe zu Reinhard Scherrer. «Auch in der Arbeit im Gemeinderat hat man nie gespürt, dass wir Kontrahenten sind.» Der Wahlkampf um das Ammann-Amt sei seinem Empfinden nach sehr fair verlaufen. Brun ist deshalb optimistisch, dass der Gemeinderat auch in Zukunft konstruktiv arbeiten kann.
Vor allem aber ist Brun froh darüber, dass das Städtlein Klingnau nun wieder eine komplett funktionierende Regierung hat und das Wahlvolk eine klare Entscheidung treffen konnte. «Das war ja das Problem vorher: Man hätte gar nicht gewusst, was das Stimmvolk eigentlich wollte. Unter diesem Umständen wäre die Arbeit im Gemeinderat schwierig gewesen.»
Die Wirren um die Ammann-Wahl in Klingnau sind also vorbei. Was davon übrig bleibt sind ein Sieger Brun, ein Verlierer Scherrer und die grosse Frage, weshalb es überhaupt zu diesen Wirren kommen konnte.