Die Zahlen sind geschätzt, aber beeindruckend: In der Schweiz werden jährlich 88 Millionen Stunden unbezahlte Pflege und Betreuung geleistet. Das entspricht 45‘000 Vollzeitstellen. 6 Prozent der Erwerbstätigen pflegen zu Hause ihre kranken Angehörigen.
Am Anfang pflegen viele Menschen ihre Angehörigen aus Liebe. Später kann es eine enorme Belastung sein, auch eine emotionale Belastung. Sich Hilfe von aussen zu holen fällt jedoch vielen schwer. Zudem wissen viele gar nicht, wo es welche Angebote gibt.
Überforderte Angehörige melden sich im Heim
Urs Schenker ist Heimleiter des Pflegheims Sennhof in Vordemwald. Er stellt fest, dass immer mehr pflegende Angehörige im Heim anklopfen, weil sie nicht mehr weiter wissen. Einige rufen an, andere melden sich am Schalter, «wo die Leute dann fast weinend erzählen, sie seien am Limit».
Zusammen mit einer Reihe anderer Organisationen hat Heimleiter Schenker am Dienstag einen Informationsabend in Vordemwald durchgeführt. Mit dabei waren die Alzheimervereinigung, der Entlastungsdienst Aargau, Pro Senectute, das Rote Kreuz, die Spitex, und die kantonale Fachstelle Alter.
Internetplattform als erster Schritt zu mehr Hilfe
Bei diesem einen Informationsabend soll es nicht bleiben. Die Organisationen haben sich in einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen und planen weitere Informationsanlässe in anderen Regionen im Kanton Aargau. Im Weiteren wird laut Urs Schenker geprüft, eine Internetplattform oder eine Hotline einzurichten, wo pflegende Angehörige unbürokratisch erste Auskünfte erhalten könnten.
Während die Arbeitsgruppe im Aargau einen ersten Schritt gemacht hat, um pflegende Angehörige besser zu unterstützen, sind andere Schweizer Regionen bereits weiter. So hat soeben das Rote Kreuz Graubünden ein Projekt mit Freiwilligen lanciert, welche pflegenden Angehörigen helfen. Diese Form der Pflegebegleitung ist unter anderem in Deutschland bereits weit verbreitet.