Anfangs Juni stiegt Zahl der Leerstände gegenüber dem Vorjahr deutlich an: Um 712 Wohnungen oder knapp 12 Prozent. Damit standen am 1. Juni 2016 im ganzen Kanton fast 6700 Wohnungen oder Häuser leer.
Dieser Zuwachs betreffe sowohl Neubauten als auch Wohnungen, die älter als zwei Jahre sind, teilt das Aargauer Finanzdepartement mit. Knapp 13 Prozent der leer stehenden Wohnungen sind Einfamilienhäuser.
Boom-Regionen mit hohen Leerständen
Von allen erfassten leer stehenden Wohnungen entfallen etwa 83 Prozent auf Mietobjekte. Der Anteil der Mietobjekte am Leerwohnungsbestand liegt gegenüber dem Vorjahr etwas Prozent höher.
Nur in acht Aargauer Gemeinden gab es keine leer stehenden Wohnungen. Am meisten sind es mit 327 in Mellingen, gefolgt von Rheinfelden mit 300 und Buchs mit 285 Wohnungen. Damit weisen ausgerechnet die «Boom-Regionen» Baden, Aarau und Zofingen die höchsten Leerwohnungsbestände aus.
Das sei erklärbar, sagt Ruedi Steiner von der zuständigen Fachstelle beim Kanton auf Anfrage von SRF. «In diesen Regionen ist der Bestand an leer stehenden Neubauten am höchsten». Es wurde also viel gebaut. Durch das hohe Bevölkerungswachstum sei dort aber davon auszugehen, dass die neuen Wohnungen bald verkauft oder vermietet sind.
Kein Grund zur Sorge für Kantonsexperten
Insgesamt will Ruedi Steiner deshalb «nicht dramatisieren». Der Leerwohnungsbestand sei zwar hoch, aber auch die Bevölkerung wachse weiterhin stark im Aargau. Ruedi Steiner geht davon aus, dass sich über längere Zeit aber auch die Immobilienwirtschaft Gedanken macht über den Leerwohnungsbestand.
«Angebot und Nachfrage bestimmen den Markt. Wenn die Nachfrage nach Wohnraum sinkt, dann wird wohl auch weniger investiert.» Aktuell bestimmt allerdings auch das tiefe Zinsniveau den Immobilienmarkt: Anleger wie Pensionskassen investieren ihr Geld lieber in Bauprojekte, als es auf einer Bank ohne Gewinn zu deponieren.
Wird doch zu viel gebaut?
Laut einer Studie der Grossbank Crédit Suisse wird deshalb aktuell vor allem in Mietobjekte investiert, auch wenn die Nachfrage gar nicht für alle geplanten Projekte ausreicht und die Leerwohnungsbestände wie jetzt im Aargau steigen. Den Anlegern bleibe angesichts fehlender Alternativen kaum eine andere Wahl, so die Studienverfasser.
Gut möglich also, dass der Bauboom im Aargau in den nächsten Jahren zwar etwas gebremst wird. Gut möglich aber auch, dass einige der Wohnungen doch längere Zeit leer stehen: Weil im Moment vielleicht doch mehr gebaut wird, als der Markt wirklich braucht.
(Bildnachweis Front: Keystone)