Matthias Niggli aus Oensingen steht im ersten Lehrjahr zum Polymechaniker. «Es gefällt mir, genau zu arbeiten, und mit Maschinen zu arbeiten. Es ist sehr abwechslungsreich und anspruchsvoll», erzählt der junge Mann im Bildungszentrum seiner Branche in Zuchwil.
Solothurner Unternehmen hätten gerne, dass mehr junge Frauen und Männer den Weg von Matthias Niggli einschlagen. Aber: «Die Jungen sind heute lieber im Büro. Einige haben halt gar nicht gern, wenn sie dreckige Finger bekommen», beobachtet der Lehrling bei Gleichaltrigen.
Jedes dritte Unternehmen hat zu wenig Fachleute
Das Problem ist nicht neu. Seit Jahren klagen Präzisionsindustrie und Maschinenfabriken über Fachkräftemangel. Gemäss der Solothurner Handelskammer hat jedes dritte Unternehmen im Kanton Mühe, gute und genügend Fachleute zu finden. Im Maschinenbau und in der Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten sowie Uhren haben sogar die Hälfte der Unternehmen Probleme. Genau diese Bereichen sind im Kanton Solothurn aber besonders stark vertreten.
So alt wie das Problem selber ist der Kampf dagegen. Seit Jahren wird mit verschiedenen Projekten zum Beispiel versucht, Mädchen und Buben für technische Berufe zu interessieren. Schulklassen werden ins Technorama eingeladen, Wirtschaftswochen werden durchgeführt, Berufsinfo-Messen veranstaltet. Der durchschlagende Erfolg ist bislang allerdings ausgeblieben.
Altes Problem neu angehen
Die Solothurner Handelskammer, der kantonale Gewerbeverband, sowie der Kanton nehmen nun einen neuen Anlauf. Mit dem Projekt «SO talentiert» soll der Kampf gegen den Fachkräftemangel endlich gewonnen werden.
Zuerst einmal bündelt das Projekt die bereits bestehenden Initiativen. Zudem werden aber auch neue Aktivitäten lanciert. Beispielsweise sollen die Jungen via Facebook und der Online-Plattform DeinBeruf.ch angesprochen werden. Auf der neu geschaffenen Website zeigen kurze Videos, wie die verschiedenen technischen Berufe wirklich sind. Sie soll nun weiter ausgebaut werden.
Fachkräftemangel wird sich noch verschärfen
Ein korrektes Berufsbild zu vermitteln ist wichtig. Nach wie vor ist nämlich das Image der gewerblich-industriellen Berufe eher schlecht. Das Image zu verbessern ist denn auch eines der Hauptziele von «SO talentiert». Oder wie es Regierungsrätin Esther Gassler gegenüber Radio SRF formulierte: «Technische Berufe sind sexy.»
Den verstärkten Anstrengungen zum Trotz könnte sich der Fachkräftemangel in den kommenden Jahren noch verschärfen, warnten die Initianten um Handelskammer und Gewerbeverband am Donnerstag. Zum einen werde wegen des anstehenden demographischen Wandels der Nachwuchs immer knapper. Zum anderen werde es für Unternehmen nach Annahme der Masseneinwanderungsinitiative wohl künftig schwieriger, Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren.