Martin Iseli ist Mediensprecher des Vereins «zum Schutze der bedrohten Wildtiere». Er leidet darunter, dass die Medien seiner Meinung nach viel zu wenig über die Gegner der Treibjagd und ihre Argumente berichten. «Wir sind wenige und wir haben keine Stimme».
Sein Ausweg: Der Verein kratzt Tausende von Franken zusammen und schaltet Inserate. Inserate bringen den Zeitungen schliesslich Geld, die wird man ja wohl drucken wollen, so der Plan von Iseli. Doch weit gefehlt: Mindestens drei Verlage haben die Publikation des Inserats abgelehnt.
Drohung nach Inserate-Publikation
Der Genossenschaft «Anzeiger Thal-Gäu-Olten» ist das Inserat zu polemisch, wie es in einem Schreiben an den Verein heisst. Auch der «Surentaler Anzeiger» will das Inserat nicht schalten, wie der Verlagsleiter des zuständigen Zofinger Tagblatts mitteilt. Im Zofinger Tagblatt selber erscheint das Inserat aber.
Der Wochenpost-Verlag aus Reinach im Aargauer Wynental hat das umstrittene Inserat letzte Woche publiziert. Danach habe man aber «eine konkrete Drohung» erhalten, erklärt der Verlagsleiter gegenüber SRF. Ein Anrufer habe dem Verlag mit Konsequenzen gedroht, falls das Inserat wie geplant noch einmal erscheine. «Wir sind neutral, wir wollen keine Schlammschlacht», sagt der Verlagsleiter. Deshalb habe man sich entschieden, auf das Inserat und die 600 Franken Umsatz zu verzichten.
Zensur der Jäger-Lobby?
Für Martin Iseli vom Anti-Triebjagd-Verein geht es um nicht weniger als Zensur. «Es erschreckt uns, dass es Leute gibt in diesem Land, die dafür sorgen, dass die freie Meinungsäusserung nicht möglich ist.» Hinter dem Inserate-Boykott der Verlage stehe die Jäger-Lobby.
Rainer Klöti, Präsident des Aargauer Jagdschutzvereins und damit oberster Jäger im Kanton, beschwichtigt. Es sei Sache der Verlage zu entscheiden, welche Inserate man publiziere. Er selber nehme solche Inserate gelassen: «Nach zwanzig Jahren Angriff auf die Triebjagd kann ich das nicht mehr ernst nehmen. Man muss die Meinungsfreiheit der Leute aber akzeptieren.»
Treibjagd-Gegner: Ziel erreicht
Rechtlich ist die Situation übrigens unklar: Zwar sind Zeitungen grundsätzlich verpflichtet, Inserate anzunehmen (Vertrags- oder Kontrahierungspflicht). Sie können diese aber ablehnen, wenn es «sachlich gerechtfertigte Gründe» gibt - also zum Beispiel anstössige Inhalte. Oder aber, wenn der Kunde die Möglichkeit hat, auf andere Publikationen auszuweichen.
Über den vorliegenden Fall müssten also Richter entscheiden. Martin Iseli könnte das Anrecht auf seine Inserate erkämpfen - mit ungewissem Ausgang allerdings. Er und sein Verein werden das wohl unterlassen: Immerhin haben sie nun ihr Ziel erreicht. Dank der Inserate-Verweigerung einzelner Verlage wurden die Triebjagd-Gegner doch noch zum Medien-Thema. Dabei konnten sie erst noch ein paar Hundert Franken Inseratekosten sparen.
(Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr)