Die Betreuung der Kinder kostet die grösste Aargauer Gemeinde Wettingen bereits heute viel Geld. Für Kindertagesstätten, Tagesstrukturen und Tagesfamilien gibt die Gemeinde in diesem Jahr gut 750‘000 Franken aus. Im kommenden Jahr dürfte es weit über eine Million sein.
Da es um die Finanzen nicht so gut stehe, liege eine zusätzliche Belastung nicht drin: Das fand am Donnerstagabend eine Mehrheit der Gemeindeparlamentarier.
Einzig die CVP setzte sich geschlossen dafür ein, dass die Gemeinde die Freizeitaktivitäten der Familien unterstützt. Rund 400‘000 Franken hätten die Gutscheine gekostet, welche Kinder etwa bei Sportvereinen oder für den Musikunterricht hätten einlösen können.
Die CVP unterstützte das Projekt auch aus ideologischen Gründen. Diese Gutscheine kämen Familien zugute, welche das traditionelle Familienmodell leben, also die Mutter zuhause bei den Kindern bleibt. Für Familien, in denen beide Elternteile berufstätig seien, mache man genug, zeigte sich die CVP überzeugt. Nun müsse man auch die anderen unterstützen.
Private Freizeit: Keine Staatsaufgabe
Damit stand die CVP jedoch ziemlich alleine da. Zwar erhielt sie auch aus anderen Fraktionen Unterstützung. Letztlich war jedoch eine deutliche Mehrheit gegen die Freizeit-Gutscheine. Die Motion wurde wie vom Gemeinderat gefordert abgelehnt, mit 27 zu 19 Stimmen.
Für die SVP, FDP und Teile der linken Parteien war klar, dass es nicht Aufgabe des Staates sei, private Freizeitaktivitäten zu unterstützen.
Zudem stehen auf Bundes- und Kantonsebene noch verschiedene Änderungen bei der Kindesbetreuung an. Es mache deshalb keinen Sinn, wenn Wettingen hier vorpresche, so die Argumentation der Mehrheit. Das Projekt «Freizeit-Gutscheine» wurde am Donnerstag versenkt - anderthalb Jahre nach seiner Lancierung im Einwohnerrat.