Ehe abschaffen, Wehrpflicht abschaffen, Kopftuch erlauben– mit diesen Forderungen im Parteiprogramm ist die Junge CVP Aargau jüngst angeeckt. Sie entsprechen so gar nicht dem, was die Mutterpartei und die Präsidentin der CVP Aargau propagieren. Auf Social Media waren die Reaktionen, auch von anderen Parteien, heftig.
Ist die Junge CVP nach links gerutscht? Was sagt die Juso Aargau, die sich mit solchen Provokationen bestens auskennt? Ein Gespräch zwischen Michael Kaufmann, Präsident Junge CVP Aargau, und Sandro Covo, Co-Präsident der Juso Aargau.
SRF News: Michael Kaufmann, Sie und Ihre Junge CVP Aargau haben mit dem neuen Programm für Aufsehen gesorgt. Haben Sie mit diesen Reaktionen gerechnet?
Michael Kaufmann: Nein, ich bin selber überrascht, dass es so grosse Wellen geworfen hat. Als wir uns zum Beispiel vor zwei Jahren in einer Parolenfassung für die «Ehe für alle» ausgesprochen haben, hat das weder die Medien noch die Politik gross interessiert.
SRF News: Sandro Covo, ist die Junge CVP jetzt eine Linkspartei und Ihrer Juso nahe?
Sandro Covo: Ich finde es gut, dass die Junge CVP endlich klar Stellung bezieht zu gesellschaftspolitischen Themen wie «Ehe für alle» oder «Wehrpflicht abschaffen». Wenn es aber heisst, die Junge CVP wolle uns links überholen, dann habe ich schon noch meine Zweifel, ob das so ist.
Michael Kaufmann: Nein, das ist nicht unser Ziel (lacht).
SRF News: Die Juso ist bekannt für Provokationen. Regen Sie sich auf, dass die Junge CVP das Juso-Rezept gestohlen hat?
Sandro Covo: Es ist halt ein Erfolgsrezept und das wird kopiert. Das stresst mich nicht. Das Programm der Jungen CVP ist ja auch kein linkes Parteiprogramm, sondern ein bürgerliches Parteiprogramm, das nicht im letzten Jahrhundert stecken geblieben ist.
SRF News: Die Junge CVP will nun also die Ehe öffnen und die Wehrpflicht abschaffen. Wo decken sich Ihre beiden Parteien nicht?
Sandro Covo: Also beim Militär decken wir uns noch nicht ganz. Die Junge CVP will die Armee reformieren, wir hingegen wollen die Armee abschaffen. Das ist eine unserer neun Forderungen, die wir zum Jubiläum des Generalstreiks aufgestellt haben.
Michael Kaufmann: Wir wollen nicht die Armee abschaffen, sondern die Wehrpflicht. Wir wollen den Zivildienst auf die gleiche Ebene heben wie den Militärdienst. Es kann nicht sein, dass der Zivildienst immer noch benachteiligt wird.
Das Gespräch führte Christiane Büchli.