Die Frauenzentrale Aargau hat das Projekt «Vereinbarkeit von Lebenswelten» gestartet. Zehn kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus dem Aargau nehmen teil. Darunter die Hochuli Holzbau AG aus Schlossrued. Die Firma ist ein klassisches KMU mit rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Inhaber und Geschäftsführer Martin Hochuli führt den Betrieb in dritter Generation. Über die Jahre hat sich viel verändert. Aktuell hat der 42-Jährige festgestellt, dass sich das alte Rollenbild auflöst und sich Erwerbs- und Familienarbeit zunehmend auf beide verteilen, Frau und Mann. Dadurch steige auch bei seinen Mitarbeitenden der Bedarf nach flexiblen Arbeitszeiten.
«Zufriedene, leistungsfähige Mitarbeiter sind die Voraussetzung für unseren Geschäftserfolg», sagt Hochuli. «Deshalb sind wir immer interessiert, uns in diesem Bereich zu verbessern.»
Neu gewährt der Holzbauer seinen Mannen zehn statt vier Tage Vaterschaftsurlaub. Im Gespräch mit anderen Firmen-Chefs, die bei diesem Projekt mitmachen, sei er davon überzeugt worden, dass dies Vorteile bringe. «Das ist eine gute Massnahme, die gar nicht viel kostet, und mit der wir uns gegenüber Mitbewerbern abheben können», glaubt KMU-Chef Martin Hochuli.
In Zeiten des Fachkräftemangels könne ein längerer Vaterschaftsurlaub das entscheidende Argument sein, damit man einen guten Mitarbeiter oder eine gute Mitarbeiterin für sein Geschäft gewinnen könne.
Oft hört man, dass sich KMU einen längeren Vaterschaftsurlaub gar nicht leisten können. Martin Hochuli ist anderer Meinung: «Diese sechs zusätzlichen Tage kosten uns nicht alle Welt. Der Aufwand, gute Leute zu finden, ist viel grösser.»
Ausserdem sei es ihm viel wichtiger, dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zufrieden seien. Das sei wichtiger, als dass er als Firmen-Chef ein teures und schnelles Auto fahren könne, so Hochuli lachend. Eine Aussage, die man bei der Frauenzentrale gerne hört.
Das Projekt der Frauenzentrale Aargau will die KMU dabei unterstützen, den Mitarbeitenden eine bessere Balance zwischen Beruf und Familie zu ermöglichen. Viele KMU hätten hier noch Nachholbedarf, glaubt Marianne Stänz von der Frauenzentrale: «Bei grossen Firmen sind Massnahmen wie Homeoffice oder Teilzeitarbeit verbreitet. Im Kampf um Fachkräfte sind KMU damit immer mehr am kürzeren Hebel.»
Beim Projekt machen zehn ganz unterschiedliche Aargauer KMU mit, von der Bau- bis zur Gesundheitsbranche. Das eidgenössische Büro für Gleichstellung finanziert zwei Drittel des 160'000 Franken teuren Projekts, den Rest steuern der Kanton Aargau und die teilnehmenden KMU bei.