- Mit knapp 75 Prozent Nein-Stimmen lehnt Basel-Stadt die sogenannte Primaten-Initiative ab.
- Damit ist das juristische Experiment vom Tisch, das Grundrechte für Affen gefordert hatte.
- Die bürgerlichen Parteien, Wirtschaftsvertreter und der Basler Zoo setzen sich durch. Für die Initianten der «Denkfabrik» Sentience Politics ist das Ergebnis eine deutliche Niederlage.
Die Stimmbevölkerung musste sich mit grundsätzlichen Fragen des Lebens auseinandersetzen: Die Volksinitiative «Grundrechte für Primaten» wollte, dass die kantonale Verfassung mit einem Artikel für das «Recht von nichtmenschlichen Primaten auf Leben und auf körperliche und geistige Unversehrtheit» ergänzt wird.
Offene Frage, wer betroffen gewesen wäre
Massgeblich zum klaren Nein dürfte die Unklarheit bezüglich der möglichen Folgen der Initiative beigetragen haben. Laut Initiativ-Text hätte die Neuerung bloss Primaten, die in Kantonsbesitz sind, betroffen. Basel-Stadt besitzt freilich gar keine Affen.
Ich bin erleichtert, vor allem auch über die Klarheit des Resultats.
Der privatrechtlich organisierte Zoo Basel und die Basler Pharma hatten jedoch befürchtet, dass mit der Initiative auch ihre Primaten mitgemeint sein könnten, weshalb sie sich im Abstimmungskampf gegen das Volksbegehren engagiert hatten. Entsprechend zufrieden ist Olivier Pagan, Basler Zolli-Direktor: «Ich bin erleichtert, vor allem auch über die Klarheit des Resultats.»
Auch Regierungsrat Lukas Engelberger (Mitte) sagt: «Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Es ist auch als Vertrauensbeweis in den bestehenden Tierschutz zu deuten – das freut mich.» Mit der Verwischung der Grenze zwischen Mensch und Tier wäre eine rote Linie überschritten worden, so der Tenor der Bürgerlichen im Abstimmungskampf. Alle bürgerlichen Parteien lehnten die Initiative ab.
Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Es ist auch als Vertrauensbeweis in den bestehenden Tierschutz zu deuten.
Zudem sei nicht nachvollziehbar, warum Primaten gegenüber anderen Tierarten rechtlich hätten bessergestellt werden sollen. Engelberger hatte im Vorfeld explizit die «intelligenten Schweine» erwähnt.
Die Linke unterstützte die Initiative mehrheitlich. Für die Grüne Grossrätin Michelle Lachenmeier ist das deutliche Resultat denn auch ernüchternd – trotzdem lässt sie den Kopf nicht hängen: «Bahnbrechende Ideen brauchen immer mehr als einen Anlauf. Es wäre ein Paradigmenwechsel gewesen.» Ausserdem habe sie im Abstimmungskampf gespürt: Durchaus viele Leute seien der Meinung, man müsse das Verhältnis zwischen Menschen und Natur überdenken.
Bahnbrechende Ideen brauchen immer mehr als einen Anlauf.
Ebenfalls enttäuscht vom klaren Resultat ist SP-Grossrat Christian von Wartburg. Trotzdem sei die Initiative wertvoll: «Die Initiative liess über Fragen nachdenken, die wir uns zuvor nicht gestellt haben. Vielleicht ist die Forderung ihrer Zeit voraus.» Auf jeden Fall sei es aber eine spannende Debatte gewesen.
Warum stimmte gerade Basel über Grundrechte für Affen ab?
Dass mit Basel-Stadt der erste Kanton über ein solches Anliegen abgestimmt hat, ist indes kein Zufall: Der Stadtkanton wurde von den Initianten ausgewählt, weil es hier sowohl einen Zoo gibt, der Affen hält, wie auch grosse Pharma-Firmen, welche in der Vergangenheit an Primaten geforscht haben. Die Initianten hofften, dass Basel-Stadt ein Vorbildkanton werden könnte, dem andere Kantone oder gar Länder folgen. Diese Hoffnung hat sich am Sonntag zerschlagen.
Jedoch hatte schon der Grosse Rat die Nein-Parole zur Initiative beschlossen, mit 55 zu 25 Stimmen bei 12 Enthaltungen. Auch die Regierung hatte sich dagegen ausgesprochen. Das Thema sorgte im Vorfeld auf unterschiedlichen Ebenen für höchst kontroverse Diskussionen.