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Wie gross ist der Effekt? Werbung und Konsum: So lassen sich junge Rauchende beeinflussen

Tabakwerbung für Jugendliche soll künftig eingeschränkt werden. Doch wie stark werden diese tatsächlich beeinflusst?

Wenn man Jugendliche befragt, warum sie zu Rauchen begonnen haben und dies weiterhin tun, betonen sie, dass es vor allem das Umfeld sei, welches sie zum Rauchen bewogen habe und sie das Zusammensein während des Rauchens geniessen. «Ich finde die Zeremonie megaschön. Man sitzt dann so miteinander draussen oder man geht immer auch wieder raus und es entstehen megaschöne Gespräche», betont die angehende Bekleidungsgestalterin Anna Fritz.

Mehr als ein Fünftel der Jugendlichen raucht

Laut einer aktuellen Studie der Universität Zürich rauchen rund 23 Prozent der 18-Jährigen in der Schweiz mindestens einmal im Monat Zigaretten, rund 9 Prozent konsumieren E-Zigaretten.

Wir wissen aus Studien, dass solche Jugendliche, die häufig Tabakwerbung sehen, eine viel höhere Wahrscheinlichkeit haben, später mit Rauchen anzufangen und wir reden da von einem starken Effekt.
Autor: Thomas Friemel Kommunikationswissenschafter Uni Zürich

Ob jemand mit Rauchen beginnt, hänge nebst dem sozialen Umfeld stark von der Menge der Tabakwerbung ab, die die Jugendlichen zu sehen bekommen, sagt Thomas Friemel, Kommunikationswissenschafter an der Universität Zürich. Jugendliche, die häufig Tabakwerbung sähen, hätten eine viel höhere Wahrscheinlichkeit, später mit Rauchen anzufangen. Die Werbung habe einen sehr starken Effekt, so Thomas Friemel weiter.

Das würde sich nicht in einem kleinen Prozentbereich bewegen. Man spreche hier eher von einer Verdoppelung oder Verdreifachung der Wahrscheinlichkeit, dass man später einmal rauche oder mit Rauchen angefangen habe.

Neue Medien verführen vor allem die Jugendlichen

GLP Nationalrat Jörg Mäder (ZH) sieht diese Problematik ebenfalls. Speziell in den Neuen Medien seien Jugendliche sehr stark Raucherwerbung ausgesetzt. Mit dem indirekten Gegenvorschlag bliebe diese Werbung erlaubt.

Die Initiative braucht es, weil Jugendliche an sehr vielen Orten, speziell in den Neuen Medien, sehr stark Raucherwerbung ausgesetzt sind.
Autor: Jörg Mäder Nationalrat (GLP/ZH)

«Wir möchten ganz klar Kinder und Jugendliche vor dem Einsteigen ins Rauchen schützen», sagt Mäder weiter. Die Initiative brauche es, weil Jugendliche an sehr vielen Orten, speziell in den Neuen Medien, sehr stark Raucherwerbung ausgesetzt seien.

Fakt ist: mit einem Werbeverbot wird die Schweiz nicht weniger Raucher haben, dass beweisen andere Länder wie Frankreich und Italien.
Autor: Mike Egger Nationalrat (SVP/SG)

Anderer Meinung ist Nationalrat Mike Egger (SVP/SG). Natürlich sei es wichtig, einen griffigen Jugendschutz zu haben. Die Werbung für ein legales Produkt fast ganz zu verbieten, sei jedoch sicherlich nicht angezeigt. Und schliesslich würden andere Länder mit höherer Raucherquote wie Frankreich zeigen, dass ein Verbot nicht zu weniger Rauchern führe.

Schweiz weniger restriktiv als andere Länder in Europa

Es gibt jedoch durchaus Studien, die zeigen, dass eine umfassende Einschränkung der Werbung, der Verkaufsförderung und des Sponsorings von Tabakprodukten dazu führt, dass weniger Menschen Tabakprodukte konsumieren.

Dazu Wissenschafter Friemel: «Wir haben selbst eine Studie dazu gemacht, wie häufig entsprechender Inhalt von Jugendlichen gesehen wird. Und da zeigt sich, dass ein Grossteil der Jugendlichen eben Tabakwerbung auf Social-Media sehen.» Ein substanzieller Anteil sähe solche Inhalte sogar häufig bis sehr häufig.

Mehr dazu

Im europäischen Vergleich ist die Schweiz heute weniger restriktiv als die meisten anderen Länder. Mit Ausnahme von Bulgarien kennen bereits alle europäischen Staaten ein Verbot der Tabakaussenwerbung oder haben - wie im Falle von Deutschland - ein solches beschlossen.

10 vor 10 vom 24.01.2022 ; 

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