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Digitales Bildungswesen Das gerechte Klassenzimmer aus dem Computer

Durch die Digitalisierung der Schulen fallen immer mehr Daten an. Wie weit sollen diese Daten für andere Zwecke benutzt werden – etwa für die Forschung?

Antworten auf diese Fragen gibt ein Bericht der Fachagentur Educa. Diese hat im Auftrag des Bundes und der Kantone Handlungsmöglichkeiten, Chancen und Grenzen der Informations- und Kommunikationstechnologien in unserem Bildungswesen aufzeigt.

Wo liegen die Bildungsdaten?

An drei Stellen fallen im Bildungswesen Daten an: Bei Anwendungen wie etwa Lernprogrammen, in der Administration und bei Umfragen und Erhebungen.

Diese Daten sind heute in der Regel in verschiedenen Cloud-Speichern abgelegt. Markus Willi von Educa spricht von Silos, weil sich die einzelnen Datensammlungen zur Auswertung nicht verknüpfen lassen. Das sei problematisch, weil so das grosse Potenzial der Bildungsdaten nicht genutzt werden könne. Es beträgt nach Schätzungen von McKinsey rund 900 Milliarden Dollar.

Was machbar wäre, erläutert Markus Willi an einem Beispiel: In den USA messen Schulen zu Beginn des Schuljahres, wie ihre Schülerinnen und Schüler in Online-Lehrmitteln in den Fächern Englisch und Mathematik dastehen. Aus den Daten prognostiziert ein Algorithmus die Wahrscheinlichkeit für einen Lernerfolg am Ende des Semesters: Wird ein Schüler das Semester überstehen oder nicht? Schüler, die gefährdet sind, können individuell gefördert werden.

Förderung dank Algorithmus auch bei uns?

Markus Willi ist überzeugt, dass auch die Schweiz unter Einhaltung des Datenschutzes das Potenzial von Big Data besser ausschöpfen könnte. Es ginge aber nicht darum, sofort Szenarien aus den USA umzusetzen, so der Experte.

Wichtig sei, nicht grundsätzlich einfach alle Daten zu schützen, ohne über Sinn und Unsinn nachzudenken, sondern mögliche Szenarien zu diskutieren. Andernfalls könne niemand die Daten nutzen – ausser Firmen, die schon heute Dienstleistungen im Bildungssektor anbieten wie etwa Microsoft oder Google.

Microsoft ist bei rund 80 Prozent der Schulen mit Office 365 präsent. Auf wertvolle Daten etwa aus der Autokorrektur der Textverarbeitung «Word»hat nur der Hersteller Zugriff.

Nur vermeintlich gratis

Da die Dienste kostenlos sind, liegt die Vermutung nahe, dass die Anbieter den Schulen in ein paar Jahren Analysen anbieten, berechnet aus den Daten, die schon heute anfallen.

Solche Angebote wären dann nicht mehr gratis, weswegen man sich überlegen müsse, ob die Gesellschaft dieser Entwicklung wirklich zustimme oder ob es nicht besser wäre, einer vom Volk legitimierten Stellen die Datenhoheit zu geben, gibt Markus Willi zu bedenken.

Sendebezug

SRF 4 News 16.9.2019

SRF 3 11.9.2019 09:15 / 13:15 / 13:40

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