Seit Wochen wurde darüber spekuliert, ob Guy Morin nach zwölf Jahren nochmals für eine vierte Legislatur kandidiert oder ob er seine Regierungstätigkeit in einem Jahr beendet. Diesen Spekulationen machte Morin am Mittwochmorgen ein Ende. Bereits am Dienstag hatte Morin seine Kollegen und seine Kollegin in der Regierung sowie seine engeren Mitarbeitenden über seinen Entscheid informiert.
Noch einmal etwas Neues anfangen
Der Entscheid, nicht mehr anzutreten, sei ihm nicht leicht gefallen, erklärt Guy Morin im Interview mit dem Regionaljournal. Denn betroffen von diesem Entscheid sei auch seine Partei, die jetzt jemand Neues aufbauen müsse. «Es gibt eine Vielzahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger. Das hat mir den Entscheid dann doch erleichtert», sagt Morin. Er habe keine Angst davor jetzt als «lame duck» zu gelten, weil jetzt alle Verhandlungspartner wissen, dass er schon bald aufhöre. Er sieht in seiner frühen Ankündigung im Gegenteil einen Vorteil: Er spüre eine Entlastung, weil er jetzt keinen Wahlkampf mehr führen müsse.
Nach zwölf Jahren als Regierungsrat wolle er noch einmal etwas Neues anfangen. In seinen angestammten Beruf als praktizierender Arzt wolle er nicht mehr zurückkehren, aber er spüre ein Feuer und ein Interesse zum Beispiel an Entwicklungszusammenarbeit oder im Asylwesen. Auf jeden Fall wolle er sich weiter für das Gemeinwesen einsetzen.
Nach zwei Legislaturen Aufbauarbeit sei das 2009 geschaffene Präsidialdepartement nun gut aufgestellt und in Bevölkerung und Verwaltung verankert. Ein neuer Vorsteher oder eine Vorsteherin solle es nun in weiter entwickeln, sagt Morin in einem Communiqué.
Bürgerliche planen Rot-Grün anzugreifen
Die Grüne Partei bedauert in einem Communiqué Morins Entscheid. Morin habe in der Integrations- und Gleichstellungspolitik wichtige Akzente gesetzt und die Umwelt- und Klimaproblematik wieder auf die politische Agenda gebracht. Morin habe in allen Konflikten immer den Dialog gesucht und sei von der Bevölkerung sehr geschätzt worden, schreibt die Partei, die jetzt eine Findungskommission einsetzen will.
Der Verzicht Morins trifft rot-grün in einem ungünstigen Moment. Die bürgerlichen Parteien planen vereint einen Grossangriff auf die rot-grüne Regierungsmehrheit. Und mit Mirjam Balmer hat die aussichtsreichste Aspirantin auf eine Nachfolge Morins angekündigt, sich aus der Politik zurückzuziehen. Die Grüne Partei ist deshalb derzeit nicht besonders gut aufgestellt, um den Angriff der Bürgerlichen abzuwehren.