Ueli Kilchhofer aus Ins BE bewirtschaftet rund 40 Hektaren Ackerland. Er kennt das Problem der «Torfabsackung» bestens. Wegen der intensiven Nutzung sinken die Böden im Berner Seeland, der «Gemüsekammer der Schweiz», um ein bis zwei Zentimeter pro Jahr. Sobald es stark oder länger regnet, kann das Wasser nicht mehr richtig abfliessen. Die Folge: Kulturschäden und Ertragseinbussen.
Die Massnahme war erfolgreich.
Kilchhofer schritt deshalb zur Tat, wie schon sein Vater und Grossvater: Er schüttete die Äcker mit Humus auf. «Das war erfolgreich, die Böden haben sich stabilisiert», sagt der Gemüseproduzent. Dass er dazu eine Baubewilligung benötigt hätte, war ihm nicht bewusst – bis ihn der Bauverwalter der Gemeinde nach einer Anzeige stoppte und er nachträglich ein Baugesuch einreichte.
Milde Behörden
Peter Thomet, der Präsident von Agricultura Seeland, zeigt Verständnis für das illegale Vorgehen: «Es würde rund 40‘000 Franken pro Hektare kosten, wenn jemand genau nach Vorschrift handeln würde.» Das sei schlicht nicht machbar.
Nachvollziehbar, wenn auch nicht zu rechtfertigen.
Selbst die bernischen Behörden sind milde gestimmt. Tatsächlich sei es für einen Landwirt aufwändig und teuer, das Land gesetzeskonform zu sanieren, meint Franziska Steck, die Regierungsstatthalterin des Seelandes (SVP). «Deshalb ist es nachvollziehbar, wenn auch nicht zu rechtfertigen, dass jemand auch einmal auf eine Baubewilligung verzichtet.»
Ökologisch heikle Eingriffe
Für Marc Zuber, Leiter der kantonalen Fachstelle Bodenschutz, ist jedoch klar, dass die Bewilligungsverfahren strikt für alle gelten. Denn gerade in ökologisch heiklem Terrain wie den Torflandschaften des Berner Seelandes sei grosse Vorsicht am Platz. «Der Boden ist ein träges System. Die Aufwertungen sind kompliziert, alles was wir hier tun, lässt sich nicht rückgängig machen». Deshalb brauche es die Unterstützung von Fachleuten.