Im Basler Vorfasnachts-Kalender stehen dieses Jahr gleich drei neue Veranstaltungen. Die Basler Clique «onYva» tischt ein «Menü SürprYYs» auf, wobei dieses Menü nur einmalig serviert, also nur in diesem Jahr aufgeführt wird. Die anderen beiden neuen Inszenierungen, das «Läggerli» und das «Kopfladäärnli», sollen derweil über das Jahr 2019 hinaus Bestand haben . Letztere sind Produktionen von Renato Salvi und Patrick Allmandinger, welche als Komikerduo «Almi und Salvi» elf Jahre lang das «Fasnachtskiechli» aufführten, jetzt aber getrennte Wege gehen.
«Es ist einfacher, eine Vorfasnachts-Veranstaltung zu starten als eine gewöhnliche Theaterproduktion»
Mit einer neuen Veranstaltung in den vollgepackten Vorfasnachts-Kalender vorzudrängen, sei eine Herausforderung, sagt Allmandinger: «Der Druck ist gross, ich habe immer wieder schlaflose Nächte.» Um sich von den anderen Veranstaltungen abzuheben, verzichtet er in seiner Produktion auf kurze Rahmenstücke mit Schnitzelbänken und Cliquenauftritten, sondern inszeniert ein Fasnachtstheater, ein Stück mit durchgehender Handlung. «Man muss sich neu erfinden, wenn man noch ein Stück vom Kuchen haben will.»
Die Bewegung, welche in den letzten Jahren in die Basler Vorfasnachtswelt gekommen ist, beobachtet man auch im Theater Fauteuil am Spalenberg, wo die Geschwister Rasser mit dem «Pfyfferli» seit Jahren eine der bekanntesten Vorfasnachts-Veranstaltungen auf die Bühne bringen. «Es fällt auch uns auf, dass es immer mehr Veranstaltungen werden», sagt Claude Rasser.
Den Boom an Fasnachtsproduktionen erklärt er sich so: «Es ist einfacher, eine Vorfasnachts-Veranstaltung zu starten als eine gewöhnliche Theaterproduktion.»
«Das kann man heute nicht mehr bringen»
Felix Rudolf von Rohr, langjähriges Mitglied im Fasnachts-Comité, hat als Autor selber Stücke für verschiedene Vorfasnachts-Veranstaltung geschrieben. Er nennt einen weiteren Grund, weshalb diese Aufführungen beliebt sind. Auf einer Bühne könne man einen Sketch oder Musikstück besser inszenieren. Es bleibe mehr Raum für Tiefgang. Im Unterschied zur Fasnacht hätten die Zuschauer mehr Zeit um zuzuhören. «Offenbar kommt das so gut an, dass sich in den letzten Jahren immer mehr Veranstaltungen etabliert haben.»
Zudem habe sich auch die Qualität der Produktionen gesteigert, sagt Rudolf von Rohr, nicht zuletzt weil sie in Konkurrenz zueinander stünden. Das gelte insbesondere fürs «Drummeli», jene Traditions-Veranstaltung, welche vom Comité selber organisiert wird. Früher stellten die Verantwortlichen dort einfach eine Clique nach der anderen auf die Bühne und dann wurde stundenlang musiziert. «Das kann man heute nicht mehr bringen», sagt Pia Inderbitzin, Obfrau des Fasnacht-Comités. Das Drummeli habe sich weiterentwickelt und die Cliquen würden ihre Auftritte heute aufwändig inszenieren.
Für Inderbitzin ist das Geheimnis des Erfolges der Vorfasnacht schnell erklärt. Wer die Fasnacht gern habe, für den seien die «drey scheenschte Dääg» halt doch etwas kurz. «Die 72 Stunden gehen wahnsinnig schnell vorbei», sagt Inderbitzin. «Die Vorfasnacht verlängert diese Zeit und intensiviert die Vorfreude darauf.» Dass der Trend zu immer mehr Vorfasnachts-Veranstaltungen weitergehe, bezweifelt Rudolf von Rohr indes. Viel mehr ertrage es nicht mehr. Und es werde wohl auch die eine oder andere Veranstaltung wieder verschwinden.