Lange hat man im Kanton Bern auf den neusten Expertenbericht über das Verhältnis von Kirche und Staat gewartet. Jetzt liegt er vor und schlägt vor, wie die Beziehung zwischen Kanton und Landeskirchen entflochten werden könnte:
- Das Kirchengesetz von 1945 soll revidiert werden.
- Zu einer strikten Trennung von Kirche und Staat kommt es nicht.
- Die historischen Rechtsmittel und die Verpflichtungen die vom Kanton 1804 mit den Landeskirchen eingegangen wurden, werden nicht abgelöst.
- Pfarrer werden nicht mehr vom Kanton, sondern von den Landeskirchen angestellt.
- Die pfarramtliche Versorgung der Kirchgemeinden regeln die Landeskirchen selber, nicht mehr der Kanton.
- Der Kanton verzichtet darauf, weitere Glaubensgemeinschaften anzuerkennen und den heutigen Landeskirchen gleich zu stellen. Es sollen niederschwellige Massnahmen für eine Anerkennung geprüft werden.
Kirchen üben Kritik
Die drei bernischen Landeskirchen sind bereit, über ihr Verhältnis zum Staat zu diskutieren.
Sie warnen aber vor einer neuen «Hauruck-Übung», die nur den Sparinteressen des Kantons diene. Das machten reformierte, katholische und christkatholische Kirchenvertreter am Freitag an einer gemeinsamen Medienkonferenz in Bern deutlich.
Als Kantonsangestellte seien sie sich «gesicherte, verlässliche Arbeitsbedingungen» gewohnt, sagte Michael Graf, Präsident des evangelisch-reformierten Pfarrvereins Bern, am Freitag vor Medienschaffenden. Dies müsse so bleiben, auch wenn die Geistlichen künftig von den Kirchen angestellt würden.
Dialog zwischen Kirche und Staat
Die Kirchen können sich zwar vorstellen, die Pfarrer künftig selber anzustellen, sie warnen aber davor, dass die Neuordnung zu einer weiteren Sparübung verkomme.
Den Expertenbericht bezeichneten sie als gute Diskussionsgrundlage, die Schlussfolgerungen des Regierungsrats als enttäuschend.
Gerade die Übernahme der Pfarrstellen sei eine Umstellung, erklärt Andreas Zeller, Synodalratspräsident der Reformierten Kirchen Bern Jura Solothurn im Regionaljournal: «Wir wollen zuverlässige, zeitgemässe Arbeitgeber sein. Aber das ist noch ein weiter Weg.»
Ein Problem, das in absehbarer Zeit gelöst werden müsse, sei das Budget für die Löhne. Das Geld kommt nämlich weiterhin vom Kanton. Zeller befürchtet versteckte Sparmassnahmen: «Die Pfarrlöhne müssen gesichert sein. Wir möchten jetzt Ruhe und eine Planungssicherheit.» Es könne nicht sein, dass die Kirchen die Entlohnung des Pfarrpersonals übernehmen müssten und gleichzeitig nicht das nötige Geld hätten.
Grundsätzlich seien die Kirchgemeinden aber gut gerüstet, um die neuen Aufgaben zu übernehmen. «Eine gut verwaltete Kirchgemeinde weiss genau, wie sie ihre Mittel einsetzt», meint Andreas Zeller.