Eben erst ist Andrea Salvisberg aus dem Höhentrainingslager in Davos und St. Moritz zurückgekehrt. Er trainierte dort unter anderem mit den englischen Brüdern Brownlee, den Olympia-Medaillengewinnern von 2012. Erst fünf Tage vor dem Wettkampf, am 13. August, wird der Triathlet nach Rio reisen. «Ich werde zu nervös, wenn ich zu früh fliege», sagt der Emmentaler.
Triathlon ist für Andrea Salvisberg im Moment nicht nur Hobby, sondern auch Beruf. Sein Studium an der Pädagogischen Hochschule in Zürich hat er unterbrochen um sich voll auf den Sport zu konzentrieren. Und auch sonst hat der 27-Jährige in den letzten Jahren dem Ziel Rio 2016 alles untergeordnet.
Vom Emmental nach Zürich
Vor zweieinhalb Jahren zog Andrea Salvisberg von Rüegsauschachen im Emmental nach Wallisellen und schloss sich dort der Trainingsgruppe um den Schweizer Olympiamedaillengewinner Sven Riederer an.
Und Salvisberg wohnt auch im selben Haus wie Sven Riederer - in einer WG zusammen mit seinem jüngeren Bruder Florin. Die Beiden wollten sich zusammen für die Olympischen Spiele in Rio qualifzieren - doch ein Virus zerstörte den Traum.
«Florin konnte nicht mehr trainieren. Als klar war, dass wir nicht beide nach Rio fliegen werden, war das hart für mich.» Aber vielleicht klappe es ja in vier oder acht Jahren.
Ich darf kein schlechtes Gewissen haben, dass ich nach Rio kann und mein Bruder nicht.
Früher plagten Andrea Salvisberg immer Bauchkrämpfe auf der Laufstrecke. Untersuchungen ergaben, dass er auf Gluten und Fruchtzucker leicht allergisch reagiert. Er verzichtet deshalb vor Wettkämpfen auf Teigwaren und Früchte und kocht dann selber.
Eine Kochplatte im Gepäck
Seit letztem Jahr hat Andrea Salvisberg eine Induktionsplatte und zwei Pfannen im Gepäck, wenn er an Wettkämpfe reist. «In Hotels ist das nicht immer einfach, manchmal wäre es gar verboten. Aber es lohnt sich für mich.» Der 27-Jährige hat sich seither stark verbessert auf der Laufstrecke und die Ernährung habe einen grossen Teil dazu beigetragen. Zudem trainiert Andrea Salvisberg viel spezifischer, seit er mit dem Cheftrainer Lauf des Schweizer Leichtathletikverbandes, Louis Heyer, zusammenarbeitet.
Die Olympischen Spiele 2016
Triathlon ist ein fester Bestandteil des Lebens in der Familie Salvisberg. Die Mutter war begeisterte Triathletin und steckte Andrea und seine Brüder damit an. Bis vor zwei Jahren nahmen die vier «Salvisberg-Brothers», wie sie sich nennen, an Wettkämpfen teil. Nun sind nur noch Andrea und Florin aktiv.
Am 18. August, wenn der Triathlon in Rio gestartet wird, möchte Andrea Salvisberg ein olympisches Diplom gewinnen, also mindestens Achter werden. «Das gelingt nur, wenn alles optimal läuft und ich in der Spitzengruppe vom Schwimmen aufs Rad wechseln kann.» Aber er könne leiden, sagt der Emmentaler, und werde alles geben. Sonst hat er noch seinen «Drachenschrei», den er am Schluss der Laufstrecke einsetzen kann. «Da balle ich die Fäuste und atme hörbar aus. Ich bekomme dann einen Energieschub - und habe so auch schon Gegner erschreckt», sagt Salvisberg und lacht.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)