Wenn europäische Wind- und Sonnenkraftwerke das Stromnetz füllen, dann braucht es keinen Schweizer Wasserstrom. Die Kraftwerke pumpen dann Wasser zurück in die Stauseen und speichern so Energie für die Zeiten, wenn Wind und Sonne nichts liefern. Das muss in kürzester Zeit möglich sein – weil sonst die europaweit vernetzte Stromversorgung zusammenbricht.
Das ist allerdings wegen der Schwemme von Sonnen- und Windstrom nicht einfacher geworden. «Die Speicherkapazität der Seen und das Reaktionsvermögen der Anlagen sind entscheidend für die Energiewende, um Sonne und Wind im Netz einzubinden», sagt Gianni Biasiutti, Direktor der Kraftwerke Oberhasli KWO.
Unflexible Pumpen
Turbinen zur Stromerzeugung lassen sich gut steuern. Aber die Pumpen, die Wasser in die Seen zurückbringen, waren bisher völlig unflexibel. Entweder pumpten sie mit voller Leistung – oder sie pumpten nicht. Diesem Mangel haben KWO und ABB jetzt mit einer europaweit beachteten Innovation abgeholfen.
Nun kann man mit einem sogenannten Umrichter die Drehzahl und damit die Leistung der Pumpen verändern und so viel schneller und viel präziser auf die Bedürfnisse reagieren. «Wir müssen innert Sekunden, allenfalls innert Minuten reagieren können – weil Stromproduktion und Stromverbrauch übereinstimmen müssen», erklärt Projektleiter Hans Schlunegger.
Millionen für Netzwerk-Stabilität
Der Umrichter ist so gross wie ein kleineres Einfamilienhaus, leistet etwa so viel wie 1000 Automotoren, macht 30-jährige Pumpen fit, kostet immerhin 21 Millionen und hat die Erfinder sechs Jahre lang auf Trab gehalten. Für den Bund ist diese Innovation ein «Meilenstein in der Energietechnologie» und wird deshalb mit dem begehrten Preis «Watt d’Or» ausgezeichnet.