Zwischen Jegenstorf und Solothurn hält der als Regioexpress deklarierte Zug an fast jeder Haltestelle. «Solothurn hätte eine bessere Anbindung an Bern verdient», sagt Hans G. Wägli. Der Bahnexperte arbeitete sein Leben lang bei der Bahn, heute ist der pensionierte Berner Buchautor zahlreicher Fachbücher über die Bahn.
«Eine Nonstop-Verbindung wäre viel attraktiver», sagt Wägli. «Freiburg und Thun sind ja auch ohne Zwischenhalte an Bern angeschlossen.» Die Reise zwischen Bern und Solothurn müsste in einer halben Stunde machbar sein.
Der Bahnexperte schlägt ein System vor mit langsamen und schnellen Zügen, welche zwischen Bern und Solothurn verkehren. «Unter dem Strich wären weniger Fahrzeuge nötig. Der RBS könnte sogar Geld sparen.»
RBS-Direktor Fabian Schmid erklärt, warum die Züge in den Dörfern stoppen. «Eine direkte Verbindung ohne Halt zwischen Solothurn und Bern wäre ein Hit.» Die Mehrheit der Fahrgäste steige aber nicht in Solothurn oder in Bern ein. Wenn nun ein Teil der Züge die Dörfer entlang der Strecke nicht mehr bedienen würde, wären die anderen Züge überfüllt, sagt Fabian Schmid.
Pendler wollen Tempo
Die vielen Zwischenhalte zwischen Bern und Solothurn sind auch bei den Pendlern ein Thema. «Ich frage mich immer wieder, weshalb der Zug nicht einfach durchfährt», sagt eine Studentin, welche fast täglich von Bern nach Solothurn pendelt. «Für diese kurze Strecke von 34 Kilometern sind 37 Minuten schon eine lange Zeit», ergänzt eine weitere Pendlerin, welche im Bahnhof Bern gerade den Zug nach Solothurn besteigt.
Das sind 37 Minuten Lebensqualität.
Tatsächlich ist der Schnellzug zwischen Bern und Solothurn nicht besonders schnell unterwegs: Mit durchschnittlich 55 Stundenkilometer tuckert er zwischen Bern und Solothurn durchs Mittelland.
100 Jahre Bern-Solothurn
Immerhin drei Minuten Einsparung stellt der RBS-Direktor Fabian Schmid den Pendlern in Aussicht: «34 Minuten ist unser Plan für das Jahr 2020.» Dafür werde es eine Reduktion von sieben auf fünf Zwischenhalte geben. Letztlich sage er aber als Freund des öffentlichen Verkehrs, eine Fahrt von 37 Minuten sei doch ein Stück Lebensqualität.
Keine Toiletten
Im Zug zwischen Solothurn und Bern sucht man Toiletten vergebens. «Ich habe schon erlebt, dass jemand auf den Boden ‹gemacht› hat», erzählt ein Pendler. RBS-Direktor Fabian Schmid hat Verständnis, dass es Notsituationen geben könne. «Ich bin auch schon mit den Kindern ausgestiegen und habe einen Zug übersprungen.» Immerhin komme der nächste Zug bereits nach einer Viertelstunde.
Es sei ein bewusster Entscheid, keine Toiletten in die RBS-Züge einzubauen, sagt Schmid in der SRF-Livesendung vom Bahnhof Bätterkinden. «Sie können nicht einfach ein kleines WC einbauen.» Heutzutage müsse eine Toilette rollstuhlgängig sein. «Das würde uns etwa 10 Prozent der Fläche für Passagiere wegnehmen.» Der RBS könnte dann weniger Leute transportieren. Dabei seien diese Züge jetzt schon sehr gut belegt.