An einer Medienkonferenz im Innern der Reitschule sagten Vertreterinnen und Vertreter am Freitag, die Vorfälle von vergangener Samstagnacht dürften nicht verharmlost werden. Gefährdungen des Lebens seien «klar abzulehnen».
Kritik an Medien
Die Öffentlichkeit müsse aber erkennen, wie es überhaupt zu den Ausschreitungen gekommen sei. Ausgangspunkt sei ein Bericht zur Sicherheitslage der Stadt Bern gewesen. Daraus hätten gewisse Medien ein Sicherheitsproblem der Reitschule «hochstilisiert».
In der Folge führte die Polizei am Freitagabend vor der Reitschule Kontrollen durch, wie bereits seit vergangenem Wochenende bekannt ist. Das führte am Freitag zu einer ersten Kundgebung von Reitschul-Besuchern und am Samstag zu Ausschreitungen mit elf verletzten Polizisten.
Die Täter sind der Reitschule unbekannt.
Diese Angriffe mit Steinen vom Dach aus seien auch für sie überraschend gewesen, sagten die Reitschul-Vertreter. Im Dunstkreis der Reitschule hielten sich «eben allerhand Leute» auf. Wer die Angreifer gewesen seien, wüssten sie nicht, diese Leute seien ja vermummt gewesen. Ein von ihnen verfasstes Bekennerschreiben stamme nicht von der Reitschule.
Insofern könne man nicht sagen, das Sicherheitskonzept der Reitschule habe versagt – im Gegenteil: Auch am Samstagabend sei es gelungen, den Betrieb aufrechtzuerhalten, und die Besucher der Reitschule seien in Sicherheit gewesen.
Kritik an der Stadt ...
Kritik äusserten die Reitschul-Vertreter auch an der Stadt Bern. Schon am Montag hätten sich Reitschul-Vertreter an die Stadt gewandt und am Donnerstag dieser Woche habe ein Gespräch mit der Stadt stattgefunden. Schon am Mittwoch habe aber die Stadt einseitig Sanktionen beschlossen. Das sei «nicht zielführend».
... und an der Polizei
Die Polizei beschuldigten die Reitschul-Vertreter, sich sowohl in der Freitag- wie auch in der Samstagnacht unkooperativ verhalten zu haben. Aus Frust über die Gesprächsverweigerung in der Freitagnacht habe die Reitschule das sogenannte Kontakttelefon in der Samstagnacht nicht bedient.
Wenn die Polizei vor der Reitschule präventive Aktionen startet, knallt's.
Die Polizei habe auch Gummischrot auf Kopfhöhe abgefeuert. Letztlich halte sich die Polizei im Umfeld der Reitschule besser zurück. «Wenn die Polizei vor der Reitschule präventive Aktionen startet, knallt's», sagte einer der Reitschul-Vertreter.
Vorgeschichte
Bereits in einer im Internet veröffentlichten Mitteilung schrieb die Mediengruppe der Reitschule am vergangenen Montag, die Angriffe auf die Polizei seien eine Gegenreaktion auf eine Provokation gewesen.
Kündigungsandrohung erhalten
Wie die Reitschule auf die von der Stadt Bern angedrohten oder bereits beschlossenen Sanktionen reagieren will, sei nun «Gegenstand von internen Diskussionen», hiess es weiter. Schliesslich sei die Reitschule basisdemokratisch organisiert.
Am Donnerstag hatte die Berner Stadtregierung bekanntgegeben, die Reitschule müsse die Miete und die Nebenkosten für das Gebäude bis auf Weiteres selber tragen.
Dazu sagte ein Vertreter der Reitschule am Freitag vor den Medien, die Reitschule habe nun auch eine Kündigungs- und Betreibungsandrohung von der Stadt Bern zugeschickt erhalten. «Wir müssen nun intern abklären, wie wir damit umgehen», sagt Christoph, einer der Reitschul-Vertreter im Gespräch mit Radio SRF.
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Anti-Reitschul-Intiative eingereicht
Ebenfalls am Freitag reichte die Junge SVP des Kantons Bern bei der Berner Staatskanzlei eine Initiative gegen die Reitschule ein. Sie fordert Kürzungen von kantonalen Ausgleichsgeldern für gewisse Gemeinden. Nämlich für solche mit «Anlagen oder Einrichtungen, von denen notorisch konkrete Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung ausgehen». Gemeint ist damit die Berner Reitschule.