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Kerze und Bilder auf einem Tisch
Legende: Die Bewohnerinnen und Bewohner des Ur-Dörfli nehmen mit Kerzen und Briefen Abschied von Pfarrer Ernst Sieber. SRF

«Best of 2018» «Ohne Ernst Sieber wäre ich immer noch auf der Gasse»

Die Betroffenheit im Ur-Dörfli nach dem Tod Ernst Siebers war gross. Mitarbeiter und ehemals Obdachlose erinnern sich.

Im Laufe seines Lebens schuf Ernst Sieber 16 Einrichtungen für Menschen in Not. Eine davon: das Ur-Dörfli in Pfäffikon, eine Einrichtung für Suchtkranke. Seit Ernst Siebers Tod am Samstag hängt an der Eingangstüre ein Bild von ihm, am Boden stehen eine Kerze und zwei weisse Rosen.

Eingangstüre zum Ur-Dörfli, am Boden stehen eine rote Kerze und zwei weisse Rosen.
Legende: SRF

Die Bewohnerinnen und Bewohner des Ur-Dörfli trauern um Ernst Sieber. Sie wissen, wie viel sie ihm zu verdanken haben. Er sei eine Legende, sagt Stebi, eine Bewohnerin. Nur wenige Menschen opferten ihr Leben für andere, so wie Ernst Sieber.

Solche Menschen, wie Ernst Sieber, gibt es nur sehr selten.
Autor: Stebi Bewohnerin Ur-Dörfli

Stebi will sich nicht vorstellen, wo sie heute wäre, wenn es Ernst Sieber und seine Einrichtungen nicht geben würde. Sein Tod geht ihr offensichtlich sehr nahe. Und nicht nur ihr. Viele Bewohner hätten geweint, erzählt Werkstatt-Chef Franz Feusi.

Feusi arbeitet schon seit fast 20 Jahren im Ur-Dörfli. Er glaubt, Ernst Sieber zu ersetzen werde sehr schwierig. «Wir werden ihn vermissen.»

Ernst Sieber zu ersetzen wird schwierig.
Autor: Franz Feusi Werkstattchef Ur-Dörfli

Um an Ernst Sieber zu erinnern, wurde im Ur-Dörfli eine Art Gedenktisch aufgestellt. Mit Bildern, Kerzen und Briefen verabschieden sich die Bewohner so vom Zürcher Seelsorger.

Tisch mit Kerzen, Briefen und Bildern
Legende: SRF

Stefan, ein Bewohner, der bereits seit sechs Jahren im Ur-Dörfli zu Hause ist, ist sicher, dass er ohne Ernst Sieber noch immer auf der Gasse leben würde.

Er hat viel für uns getan.
Autor: Stefan Bewohner Ur-Dörfli

Vor seiner Zeit im Ur-Dörfli war Stefan acht Jahre lang obdachlos. Ernst Sieber sei ein guter Mensch gewesen. Für die Obdachlosen in Zürich habe er sehr viel getan.

Bis zum Schluss im Dienst der Armen

Sieber ist am Samstag im Alter von 91 Jahren gestorben. Seine Familie teilte mit, er sei «friedlich eingeschlafen». Erst im vergangenen November war Sieber vom «Beobachter» mit dem Lifetime Award ausgezeichnet worden, den er persönlich entgegennahm.

Sein kompromissloses Engagement für die Randständigen wurde auch von der Stadt Zürich gewürdigt: Als Anerkennung für seine Verdienste überreichte Stadtpräsidentin Corine Mauch dem Obdachlosenpfarrer 2013 das Staatssiegel, eine silberne Plakette mit den Stadtheiligen.

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