Die Bilder des Zürcher Derbys vom vergangenen Samstag empören auch noch nach ein paar Tagen. Dutzende FCZ-Sympathisanten stürmten vermummt vor den Sektor der Grasshoppers und warfen brennende Feuerkörper in die Menge. SRF hat mit FCZ-Präsident Ancillo Canepa gesprochen und nachgefragt, wie er den Vorfall erlebt hat und wie künftig solche Ausschreitungen verhindert werden sollen.
SRF: Was ist Ihnen als Erstes durch den Kopf gegangen, als Sie mitbekommen haben, was da abgegangen ist?
Ancillo Canepa: Es ist ein riesiger Ärger, ein riesiger Frust. Es ist unfassbar, nach so einem guten, fairen Match kommen wieder ein paar so… Ich darf gar nicht sagen, was ich in meinem Wortschatz alles noch hätte… Sie sind aus dem Nichts aufgetaucht und haben eigentlich den ganzen Match kaputt gemacht.
Die betroffenen Fans sind offenbar aus dem Stadion raus und dann über einen Ausgang wieder ins Stadion gelangt. Wie ist so etwas möglich?
Ich weiss auch nicht genau, wie das Ganze konkret abgelaufen ist. Zudem waren wir Gast-Club. Es geht jetzt aber nicht darum, den schwarzen Peter hin und her zu schieben. Wen man disqualifizieren muss, sind diese Typen, die das Ganze verursacht haben.
Sie haben den ganzen Match kaputt gemacht.
Auf diversen Videos konnte man erkennen, wie die Leute entkommen sind. Sie sind wieder in der Fankurve verschwunden. Ist es möglich, dass sich die Fans gegenseitig decken?
Es hat mich auch sehr überrascht und vor allem geärgert, dass diese Leute plötzlich wieder weg waren und entkommen konnten. Das ist sicher eines der Probleme, die wir haben. Wir haben vier- bis fünftausend Fans in dieser Kurve, und dann ist es natürlich für die paar wenigen ein leichtes Spiel, in der Menge wieder zu verschwinden. Deshalb wäre es für uns wichtig, dass wir endlich einmal die Namen erhalten würden. Der Grossteil der Fans toleriert solches Verhalten aber überhaupt nicht, sondern missbilligt es eher. Entsprechend war auch das Feedback, das ich erhalten habe. Es ist jedoch nicht zu bestreiten, dass es immer noch Leute gibt, die diese Leute decken und das ist etwas, das ich nicht mehr akzeptieren kann.
Ist der FCZ aus Ihrer Sicht machtlos gegen solche Leute?
Es gibt rechtliche Rahmenbedingungen, an die wir uns halten müssen. Wir können nicht irgendwelche Leute verhaften oder irgendwelche Massnahmen ergreifen, dafür haben wir die Justiz und die Polizei. Was wir machen können, wird bereits getan. Im Hintergrund wird sehr intensiv gearbeitet. Jetzt geht es vor allem darum, dass man basierend auf den Bildern die Leute identifizieren und sie dann der Polizei übergeben kann.
Nach solchen Vorfällen kommt es immer wieder zu neuen Forderungen. Eine ist jene von personalisierten Tickets. Die Fans wehren sich aber vehement dagegen. Wie sehen Sie diese Forderung jetzt nach diesen Vorfällen?
Es ist eine Sache der Justiz und der Polizei, allenfalls personalisierte Tickets zu verlangen. Damit würde man allerdings auch die Mehrheit der Fans, die sich korrekt verhält, ebenfalls belasten. Zudem würde man jene, die Radau machen wollen, so auch nicht erwischen, da sich diese wahrscheinlich innerhalb der Kurve wieder verschieben würden. Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist.
Am kommenden Samstag steht der nächste Match gegen Basel an. Wie verhindert man jetzt, dass es zu ähnlichen Szenen kommt?
Es wird sicher ein Sicherheitsdispositiv geben. Man wird gemeinsam mit der Polizei überlegen, wie man die ganze Spielorganisation machen wird. Es ist zudem auch nicht das erste Mal, dass wir Derbys vorbereiten, und in den letzten Jahren hatten wir keinerlei solche Probleme mehr. Aber wir werden uns sicher gut überlegen, wie wir diesen Match vorbereiten.
Das Gespräch führte Simon Hutmacher.