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Gewalt an Derby in Zürich «Die Aktionen der FCZ-Fans sind aufs Schärfste zu verurteilen»

Wüste Szenen am vergangenen Samstagabend nach dem Fussball Derby in Zürich: FCZ Fans warfen Leuchtpetarden in den gut gefüllten GC-Fansektor. Der FCZ hat die Gewalt aufs Schärfste kritisiert. Die Swiss Football League (SFL) will die Täter identifizieren und künftig von Fussballspielen ausschliessen. SFL-Geschäftsführer Claudius Schäfer bezieht Stellung.

Claudius Schäfer

CEO der Swiss Football League

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Schäfer ist seit 2012 Geschäftsführer der Schweizerischen Fussball-Ligen. Vertreten sind dort die 20 Proficlubs der Super und der Challenge League. Schäfer war vor diesem Engagement als Anwalt mit dem Fachgebiet internationales öffentliches Recht tätig.

SRF News: Wie ist es Ihnen ergangen, als Sie die Bilder von den Aktionen der FCZ-Fans am Samstagabend gesehen haben?

Claudius Schäfer: Es war unglaublich: Nach einem Fussballevent mit Zuschauern und einem packenden Spiel passiert so etwas. Es ist aufs Schärfste zu verurteilen. Wir hatten an diesem Wochenende in den Schweizer Stadien ungefähr 80’000 Zuschauer. Durch so einen Vorfall wurde ein schönes Wochenende zerstört.

Offizielle Stellungnahme der Swiss Football League.
Legende: Offizielle Stellungnahme der Swiss Football League. SFL (Screenshot)

Der SFL will die Täter zur Rechenschaft ziehen. Wie zuversichtlich sind Sie, dass das gelingt?

Es wird schon schwierig, denn die Delinquenten waren vermummt. Wir erwarten vom Club, dass sie mithilfe der Polizei identifiziert und der Justiz zugeführt werden. Sie sollen mit Stadionverboten belegt werden und unseren Stadien fernbleiben.

Der Präsident des FC Zürich, Ancillo Canepa, sagte, es sei enttäuschend, dass ein faires Derby so enden musste. Was erwarten Sie als Chef der Liga konkret vom FCZ?

Ich erwarte, dass der FCZ alles dafür tut, dass diese Delinquenten identifiziert werden. Wir wollen solche Leute nicht in unseren Stadien. Eine der Massnahmen, die wir treffen können, sind wie erwähnt die Stadionverbote. Sie gelten auch für die Eishockeystadien.

Vor Corona hatten wir rund 1000 Stadionverbote, jetzt sind es noch 400.
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Neben Massnahmen wie Stadionverboten gab es Runde Tische und es gibt Fanarbeit. Wieso reicht das alles nicht?

Es ist zum Teil Sisyphusarbeit. Voraussetzung für Massnahmen ist, dass die Täter identifiziert werden. Vor Corona hatten wir rund 1000 Stadionverbote, jetzt sind es noch 400. Meistens dauert ein Stadionverbot ein bis zwei Jahre, ausser bei sehr schwerwiegenden Delikten. Das bedeutet, dass nun wieder Leute in die Stadien kommen, die vor Corona ein Stadionverbot hatten.

2019 kam es zu einem Spielabbruch bei einem Spiel des FC Sion. Damals hat Bundesrätin Viola Amherd einen Runden Tisch anberaumt. Hat der konkret etwas bewirkt?

Wir haben damals mit Bundesrätin Amherd ein gutes Gespräch geführt. Es ging um den Prozess der Identifikation. Doch das war im Sommer 2019 und dann kam Corona. Jetzt haben wir wieder Zuschauer. Ich habe Bundesrätin Amherd letzte Woche wieder getroffen. Zudem haben wir mit den Kantonen eine Taskforce für Sicherheit ins Leben gerufen.

Beim FC Sion wollte man das Gewaltproblem der Fans mit personalisierten Tickets lösen. Dieser Versuch wurde abgebrochen. Wieso hat es nicht funktioniert?  

Die Idee gibt es schon länger. Der FC Sion hat dies nur in seinem Stadion in Sion eingeführt. Personalisierte Tickets gibt es zum Beispiel in der Türkei, in Polen und in Italien.

Personalisierte Tickets haben ihre Vorteile. Sie haben aber auch Nachteile.
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Man muss aber immer beachten: Was haben wir für einen Rechtsstaat in der Schweiz? Personalisierte Tickets haben ihre Vorteile. Sie haben auch Nachteile.  

Die grössten Probleme haben wir auf den Anfahrtswegen, in den Extrazügen und vor den Stadien. Dort bringt das personalisierte Ticket bedingt etwas.
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Was sind die Nachteile?

Grundsätzlich haben wir in den Stadien relativ wenig Probleme. Das am Samstag war ein Ausreisser. Die grössten Probleme haben wir auf den Anfahrtswegen, in den Extrazügen und vor den Stadien. Dort bringt das personalisierte Ticket bedingt etwas. Massnahmen wie Meldeauflagen bringen unseres Erachtens dort mehr. Bezüglich personalisierter Tickets ist ein Prozess mit der Polizei und den Behörden am Laufen. Aber man muss genau hinschauen, denn es gibt auch Nachteile.

Das Gespräch führte Roger Aebli.

SRF 4 News, 25.10.2021, 06:20 Uhr ; 

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