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Sechs dunkelhäutige Menschen debattieren lebhaft an einem Tisch
Legende: 21 Tische in 21 Sprachen: Im November tauschten sich Flüchtlinge in Aarau über ihre Integrationserfahrungen aus. zvg/Caritas Aargau

Caritas Aargau Flüchtlinge möchten mehr Kontakt mit Einheimischen

Rund 250 Flüchtlinge haben sich im November in Aarau getroffen und über Integration diskutiert. Nun haben Studentinnen der Fachhochschule Nordwestschweiz Gesprächsprotokolle und Fragebogen ausgewertet. Die Studie bringt einige überraschende Resultate.

Normalerweise wird in Debatten zur Integration über Flüchtlinge gesprochen, die Caritas Aargau sprach im November mit den Flüchtlingen (siehe Kasten). Nun liegt die Auswertung der Diskussionsrunden und Fragebogen vor, wie die Caritas Aargau am Donnerstag mitteilte.

Flüchtlingsevent «evex»

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Tische mit lachenden Menschen, Ballone im Hintergrund
Legende: zvg/Caritas Aargau

Am 5. November haben sich 250 Flüchtlinge (Status F: vorläufig aufgenommen / Status B: anerkannte Flüchtlinge) in der Schachenhalle getroffen. In 21 (Sprach-)Gruppen wurde diskutiert, 220 Fragebogen wurden von den Teilnehmenden ausgefüllt. Der Event «exchange experience» wurde von der Caritas Aargau lanciert.

Zwei Erkenntnisse haben auch die Verantwortlichen überrascht:

  • Flüchtlinge wünschen sich mehr Kontakt und mehr Beziehungen zu Einheimischen . Diese Aussage habe sich als «Spitzenthema» herauskristallisiert, schreibt die Caritas. Flüchtlinge mit positiven Erfahrungen mit Einheimischen werteten dies als sehr wichtiges Element der Integration – aber es gebe nur wenige Flüchtlinge mit solchen Erfahrungen. «Die grösste Hürde ist die Sprache. Viele haben Angst, dass sie etwas falsch sagen, zum Beispiel Du statt Sie», erklärt Projektleiter Beat John gegenüber SRF. «Eine ältere syrische Frau sagte mir, sie wäre froh, wenn die Schweizer den ersten Schritt machen könnten. Sie selber traue sich nicht.» Zum Teil seien Flüchtlinge auch gehemmt, weil sie «schräg angeschaut» werden, mit Vorurteilen konfrontiert seien.
  • Viele Informationen von Behörden und Hilfsorganisationen sind zu kompliziert. Zudem erhalten Flüchtlinge die Informationen oft nicht dann, wenn sie sie bräuchten. «Sie werden phasenweise mit Informationen überschwemmt. Aber wenn sie diese dann nicht gebrauchen können, dann vergessen sie es wieder», sagt John. «Eine Gruppe von Flüchtlingen hat Blut gespendet. Da musste man so viele Formulare ausfüllen, das wäre ohne meine Hilfe gar nicht gegangen», erklärt Beat John das Problem beispielhaft.

Mehr Unterstützung wünschen sich die befragten Flüchtlinge bei Wohnungssuche und Stellensuche. Die vielen Absagen seien frustrierend, eine weiterhin motivierte Bewerbung dadurch schwierig.

Die Caritas verlangt aufgrund der Studie auch mehr Deutschkurse . In diesem Fall müsse wohl der Staat helfen, meint John. In vielen anderen bereichen aber könnten auch Privatpersonen mehr tun. «Vieles wäre zum Beispiel mit etwas Nachbarschaftshilfe möglich. Einer Flüchtlingsfrau zeigen, wo man einkauft, wie das mit der Schule funktioniert», meint John.

Allerdings: Die Flüchtlinge sind auch sehr dankbar , wie die Caritas schreibt. Die grosse Mehrheit fühle sich im Aargau «willkommen, wohl und sicher». Caritas hält in der Mitteilung zudem fest, dass es im Aargau «zahlreiche Integrationsangebote» gebe.

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