Corona-Spital – so die neue Aufgabe des Bruderholzspitals. Es wurde vor einigen Tagen zum Corona-Referenz-Spital und ist seither ausschliesslich für Corona-Infizierte offen. Die Leiterin der Pflege, Ruth Spalinger, sagt, dass längst nicht alle Patientinnen und Patienten ältere Menschen seien: «Es hat auch viele Jüngere dabei und das überrascht uns. Gestern war das Durchschnittsalter auf der Intensivstation 55 Jahre.»
Die derzeit 90 Corona-Infizierten im Bettenhaus des Bruderholzspitals - Platz hat es bis zu 350 - dürfen nicht auf die Gänge: Sie sind alle in ihren Zimmern isoliert und Besuch dürfen sie keinen empfangen.
Personal stellt sich auf «harte Zeiten» ein
Schutzmasken tragen derzeit alle im Spital: von der Putzfrau bis zur Ärztin. Wer zu den Patientinnen und Patienten ins Zimmer geht, braucht zusätzlich Schutzbrille, Haube und Schutzschürze. Damit können nicht alle Kranken gleich gut umgehen, sagt Spalinger. «Es gibt solche, die es locker nehmen, beispielsweise weil sie über die sozialen Medien gut mit der Aussenwelt vernetzt sind. Anderen setzt das zu.»
Das Personal im Corona-Referenzspital stelle sich auf «harte Zeiten» ein, sagt Spalinger. Zwar sei sie keine Prophetin und könne nicht sagen, wann der Ansturm komme, den sie erwarte: «Es kann durchaus sein, dass wir dann Schichten umstellen und uns arrangieren müssen.»
Das Spital habe man aufgeteilt in verschiedene Zonen und diese habe man voneinander abgetrennt. Das Personal sei in Teams eingeteilt worden und diese Teams würden sich nicht untereinander mischen. So wolle man verhindern, dass «etwas im Haus verschleppt wird», wie Spalinger sagt.
Das Spital entsprechend herzurichten sei sehr aufwendig gewesen, sagt der Chefarzt des Coronaspitals Jörg Leuppi. Zuerst habe man die Kranken ohne Covid-19 vom Bruderholzspital auf andere Spitäler verlegen müssen. «Dass wir Leute mit Corona von andern trennen, war ein guter Entscheid.»
Langfristige Bruderholz-Pläne bleiben bestehen
Das Bruderholzspital hat als Coronareferenzspital eine neue Aufgabe. Anstatt Betten abzubauen, wie eigentlich vorgesehen, wird es nun zu einem wichtigen Coronaspital. Das durchkreuze die Abbaupläne aber nicht, so der Chefarzt: «Wir haben eine Krise und die müssen wir jetzt meistern. Das ändert aber nichts an der langfristigen Strategie des Kantons und des Verwaltungsrats mit dem Bruderholzspital.»
Kritik vom Fusions-Abstimmungskampf bleibt trotz Corona
Das Bruderholzspital war bereits im Abstimmungskampf zur Fusion des Kantonsspital Baselland und des Universitätsspital Basel ein heiss diskutiertes Thema. Vorgesehen war, es zu einer Orthopädischen Tagesklinik (TOP) zu machen. Ein Plan, welcher nicht von allen goutiert wurde: Man müsse in der Region Spitalbetten reduzieren und das Bruderholzspital schliessen, war ein Argument vieler Gegnerinnen und Gegner der Spitalfusion, welche das Stimmvolk im Februar 2019 an der Urne ablehnte.
Sarah Wyss, SP Grossrätin und Fusionsgegnerin, war eine derjenigen, die auf die zu hohe Anzahl von Spitalbetten aufmerksam machte und das geplante TOP kritisierte. Heute sagt sie, es sei «ein Glück», dass man das Bruderholzspital zu einem Coronaspital habe umfunktionieren können. «Aber Spitalbett ist nicht gleich Spitalbett. Wir wollten damals keine Orthopädiebetten.» Als Coronaspital leiste das Bruderholz im Moment aber Grundversorgung und diese habe sie nie kritisiert. Zudem behandle auch Basel-Stadt Coronainfizierte und könne das ohne eigenes Coronaspital bewerkstelligen. Wyss sieht sich in ihrer Haltung von damals deshalb trotz Corona bestätigt.
Auch der freisinnige Landrat Sven Inäbnit, der die Spitalfusion ebenfalls bekämpft hatte, will von seinen früheren Positionen nicht Abstand nehmen. Er wollte die Privatisierung der öffentlichen Spitäler damals vorantreiben stehe noch immer dazu, sagt er, auch wenn er sich jetzt nicht daran stört, dass der Staat derzeit klare Leitplanken setzt: «Der Koloss eines fusionierten und damit nur schwer lenkbaren Spitals hätte die Krise kaum besser bewältigen können.» Dass vor allem die öffentlichen Spitäler das in Coronazeiten besonders gefragte Spitalpersonal ausbilden, lässt er als Argument nicht gelten. Auch Privatspitäler könne man dazu bringen.