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Der Tourismus in der Krise «Die Zentalschweiz hat profitiert – und ging ein Risiko ein»

Tourismusexperte Jürg Stettler rät den hiesigen Touristikern, den Gästemix zu überdenken. Besonders bezüglich Asien und den USA.

Seit Wochen steht die Tourismusbranche praktisch still, auch in der Zentralschweiz. Insbesondere für die Stadt Luzern, aber auch beispielsweise für Engelberg, ist das Ausbleiben der ausländischen Gäste ein herber Schlag. Sie haben sich in den letzten Jahren stark auf Touristinnen und Touristen aus den USA sowie Asien konzentriert.

Der Einbruch der Zahlen zeigt sich auch in der jüngsten Übernachtungsstatistik von Lustat Statistik Luzern: 2019 und auch noch im Januar 2020 verzeichneten die Luzerner Betriebe abermals Rekordzahlen. Doch im Februar sank die zahl der Übernachtungen ausländischer Gäste im gesamten Kanton auf noch gut 100'000 – ein Rückgang um 8.5 Prozent, verglichen mit dem Vorjahr.

Jürg Stettler

Dozent an der Hochschule Luzern

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Der studierte Ökonom Jürg Stettler ist Vizedirektor und Leiter des Instituts für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Luzern.

Der Luzerner Tourismusexperte Jürg Stettler sagt denn auch: «Die Situation ist gravierend. Die Zentralschweiz ist insofern gar noch stärker von der Pandemie betroffen, als dass nicht nur die Gäste aus Übersee und Asien wegbleiben. Gleichzeitig ist die Zentralschweiz eine beliebte Region für Tagesausflüge, welche ebenfalls ausbleiben.»

Unterdessen hat der Bundesrat zwar in gewissen Bereichen Lockerungen ermöglicht. Doch für den Tourismus ist noch keine Entschärfung in Sicht. Und selbst wenn die Betriebe ihr Angebot wieder hochfahren dürfen, stellen sich laut Stettler Fragen wie: Welche Angebote überhaupt aktiviert werden sollen und in welcher Form? Dies sei wiederum abhängig von der Zahl, der Herkunft der Gäste sowie deren Vorlieben. Das alles abzuschätzen sei eine grosse Herausforderung für die Touristiker.

Pandemie beeinflusst Tourismus-Strategien

Auf die Frage, ob es sich nun räche, dass insbesondere Luzern sich in den letzten Jahren auf Gäste aus gewissen Regionen konzentriert hat, sagt Tourismusexperte Stettler: «Man darf nicht vergessen, dass die Zentralschweiz in den letzten 20 Jahren überdurchschnittlich von Touristen aus den USA und Asien profitiert hat. Damit ist man aber auch ein Risiko eingegangen.» Nun gehe es darum, diesen Fokus zu überdenken, den Gästemix kritisch zu hinterfragen.

Diesbezüglich sind Bestrebungen am Laufen, nicht nur in der Stadt Luzern, sondern auch über die ganze Zentralschweiz gesehen. Die aktuelle Pandemie und deren Auswirkungen würden dabei die Weiterarbeit beeinflussen, ist Tourismusexperte Jürg Stettler überzeugt.

Regionaljournal Zentralschweiz, 26.04.2020, 17:30 Uhr

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