Es ist ein symbolträchtiger Ort und Wahrzeichen des Tourismus im Nordwaadtländer Jura: das Hôtel du Chasseron.
Trotzdem wird es am 28. September geschlossen. Das hat der Hoteleigentümer, das Bundesamt für Rüstung (Armasuisse), kürzlich mitgeteilt.
Dieser Entscheid erschüttert die Stammkundschaft – und auch die ganze Region. Das zeigt ein Vor-Ort-Bericht des Westschweizer Fernsehens RTS.
«Man verspürt Traurigkeit und Wut, es ist unvorstellbar, ein solches Haus zu schliessen», sagt eine Hotelbesucherin im Interview.
Ein anderer ergänzt: «So viele Erinnerungen! Mit Freunden, die damals noch nicht Skifahren konnten, sind wir nachts hergekommen. Das war das grosse Ding für die angehenden Alpinisten der Region.»
Kein Einzelfall
Armasuisse erwarb das Hotel 1985 und liess dort einen Bunker bauen, der trotz der strategischen Lage angeblich nie genutzt wurde.
Der RTS-Beitrag zur Hotel-Schliessung (mit dt. Untertiteln):
Es ist das zweite Mal innerhalb weniger Monate, dass ein Betrieb in einem Gebäude der Armasuisse schliessen muss. Laut Recherchen von RTS wurde im vergangenen Herbst bereits ein Restaurant in Les Rochat (VS) aufgeben.
In beiden Fällen wird der Zustand der Gebäude als Grund angeführt – sie entsprächen nicht mehr den geltenden Normen.
Siebzehn Gebäude an Gastronomen vermietet
Zum Immobilienportfolio von Armasuisse gehören 6000 Gebäude. Davon sind derzeit 17 an Gastronominnen und Gastronomen vermietet. Eines davon leitet Nicolas Blanchard, der Direktor des Hôtel du Chasseron.
Seit über einem Jahr bereitete er die Übergabe an einen neuen Betreiber vor. Doch am 19. Juni änderte sich alles.
Bei einem Besuch von Armasuisse-Vertretern wurde ihm mitgeteilt, dass die Konzession nicht verlängert werde und das Hotel endgültig schliessen müsse.
«Das war alles, was sie mir gesagt haben. Ich blieb schockiert auf meinem Stuhl sitzen und bin immer noch schockiert, denn es handelt sich um ein hundertjähriges Haus, ein Kulturgut des Jurabalkons.»
Auf Anfrage bestätigt Armasuisse die Schliessung. Ob sie endgültig bleiben wird, ist noch unklar. Die lokalen Behörden wollen ab Ende August Gespräche aufnehmen.
«Wir arbeiten mit Armasuisse an einer Lösung, um einen Weiterbetrieb zu ermöglichen», versichert Gemeindepräsidentin Fabienne Dégailler und zeigt Verständnis für den Schmerz von Nicolas Blanchard, der dem Haus zehn Jahre seines Lebens gewidmet hat.
Der Vorhang wird also fallen – aber vielleicht nicht für immer.