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Fetales Alkoholsyndrom Wie das Internet zu Alkohol während der Schwangerschaft verleitet

Jedes Jahr kommen 1700 Kinder zur Welt, die an Folgen von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft leiden. Fachpersonal rät zu einem absoluten Verzicht.

Darf man während der Schwangerschaft Alkohol trinken? Oder sollte man nicht? Es ist eine der zahlreichen Fragen, die werdende Mütter sich stellen, und oftmals suchen sie die Antwort im Internet. Sucht Schweiz hat deswegen überprüft, welche Informationen dazu auf den verschiedenen digitalen Plattformen vermittelt werden.

Jedes Jahr kommen 1700 Babys zur Welt, die unter den Folgen des Alkoholkonsums während der Schwangerschaft leiden. Es sei eine sehr hohe Zahl, wie Luca Notari, Projektleiter bei Sucht Schweiz, gegenüber dem Radio und Fernsehen der italienischen Schweiz (RSI) sagt: «Es sind zu viele, wenn man es über die Generationen rechnet. Wir sprechen von mehreren Zehntausend Jugendlichen und Erwachsenen, die damit leben, und das sind wirklich zu viele. Die Schweiz liegt damit weltweit auf einem sehr hohen Niveau und europaweit auf einem mittleren bis hohen Niveau.»

Schwerwiegende Folgen

Pränataler Alkohol kann zwei Arten von Störungen verursachen, erläutert Notari: «Es gibt die schwerwiegenden, die zum fetalen Alkoholsyndrom zählen. Das sind körperliche Missbildungen. Es kann Wachstumsverzögerungen und schwere neurologische und kognitive Probleme geben. Und dann gibt es eine Reihe von Störungen, die etwas geringere Folgen haben. In diesem Fall haben wir Lernschwierigkeiten, Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsprobleme, Probleme bei der Emotionsregulation oder auch soziale und Verhaltensprobleme.»

Notari erklärt die hohen Zahlen damit, dass in der Schweiz «der Alkoholkonsum gesellschaftlich geschätzt» werde. «Tatsächlich werden Frauen, die an einem Abend entscheiden, keinen Alkohol zu konsumieren, gefragt, ob sie schwanger seien. Keinen Alkohol zu konsumieren, ist oftmals die Ausnahme und nicht die Regel.»

Und weiter kritisiert er: «Auch als bekannt wurde, dass sich der Pro-Kopf-Alkoholkonsum reduziert hat, konzentrierte man sich nicht auf den positiven gesundheitlichen Effekt, sondern auf das daraus resultierende wirtschaftliche Problem für die Produzenten. Daran merkt man, dass Alkohol vor allem eine wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Frage ist und man weniger Aufmerksamkeit auf die Gesundheit richtet.»

Wolle man die Zahl der betroffenen Neugeborenen reduzieren, muss nach Ansicht von Notari der Alkoholkonsum «auf null» reduziert werden. Wenn man versuche, ein Kind zu bekommen, sollte man bereits aufgehört haben, da das Problem oft in den ersten Wochen liege, wenn man noch nicht wisse, dass man schwanger sei.

Falschinformationen im Internet

Zwar sei die Grundbotschaft «kein Alkohol, wenn du schwanger bist» bei vielen Frauen verinnerlicht. Aber im Internet könne man auf Antworten stossen, die das relativieren. Etwa, dass das Risiko je nach Art des alkoholischen Getränks kleiner sei oder auch bei moderatem Konsum. In verschiedenen Foren oder privaten Facebook-Gruppen hat gemäss der Auswertung von Sucht Schweiz eine von vier Nachrichten die Risiken verharmlost.

In den sozialen Netzwerken seien insbesondere auf Tiktok und X problematische Posts zu finden, meistens in englischer Sprache.

RSI Seidisera, 08.09.2025, 18 Uhr;liea

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