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Frankreich Hunderte falsche Lokalmedien verbreiten pro-russische Propaganda

Seit März 2025 wurden in Frankreich über 140 falsche Lokalmedien entdeckt – sie verbreiteten pro-russische Fake News.

Sie heissen «Actu Bretagne», «Ardennes Info Live», «Direct Normandie»: die Onlineauftritte von vermeintlich französischen Lokalmedien.

Hinter ihren glaubwürdig wirkenden Oberflächen verbreiteten die Seiten verschwörungsideologische Inhalte und Fake News mit pro-russischem Einschlag: «Selenski und sein Regime wegen Inkompetenz und militärischer Aggression angeprangert», heisst es auf einer der Seiten.

Eine andere sagt «die unvermeidliche Niederlage des Westens» gegenüber der «russisch-asiatischen Strategie» voraus, während eine dritte verkündet: «Die Weltrevolution naht: Putin und Trump geben den Takt an.»

Bereits über 140 solcher Seiten wurden identifiziert und gelöscht.

Der Wille, die öffentliche Meinung zu spalten

Laut einem Bericht der US-Forschungsgruppe Insikt, die sich auf Cyberbedrohungen spezialisiert hat, ist dieses französischsprachige Netzwerk Teil einer aktiven Desinformationskampagne in mehreren europäischen Ländern.

Die Inhalte dieser Seiten, die mithilfe künstlicher Intelligenz erzeugt werden, hätten «pro-russische und anti-ukrainische Konnotationen». Darin finden sich Formulierungen wie «korrupte ukrainische Regierung», «Naziregime» oder «inkompetente Macht».

Neben der pro-russischen Propaganda berichten die Seiten auch über verfälschte, übertriebene oder verzerrte Fehlfunktionen der jeweiligen Staaten, in denen sie angeblich beheimatet sind.

Das Ziel: Das Vertrauen in die Institutionen des «Gaststaates» zu schmälern, in diesem Fall Frankreich, insbesondere im Vorfeld der Kommunalwahlen 2026.

«Diese Wahlen bieten eine Gelegenheit», sagt Jean-Philippe Goldstein, Forscher und Cybersicherheitsanalyst, gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS). «Je näher sie rücken, desto mehr Zulauf werden lokale Seiten haben. Indem man sie im Voraus erstellt, bereitet man den Boden für ein immer grösseres Publikum.»

Ein ehemaliger US-Sheriff hinter dem Netzwerk

Hinter der Flut dieser Fake-News-Inhalte steht laut Ermittlern John Mark Dougan, ein US-Bürger, der seit 2016 in Russland lebt.

An einer Konferenz zur strategischen Desinformation in Moskau prahlte er damit, künstliche Intelligenz einzusetzen, um bestimmte Themen zu verstärken – mit angeblich fast 40 Millionen Aufrufen in westlichen Ländern.

Zuvor hatte der ehemalige Sheriff ähnliche Desinformationskampagnen vor den Bundestagswahlen in Deutschland vom Februar koordiniert – mit über hundert KI-generierten Websites.

Auch China gerät ins Visier

Doch Russland ist nicht das einzige Land, das in die europäische Medienlandschaft investiert. Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Instituts für strategische Forschung der Militärschule des französischen Verteidigungsministeriums brachte ein paralleles Netzwerk gefälschter Websites in Frankreich ans Licht, die von chinesischen Kommunikationsfirmen beherrscht werden.

Diese Plattformen verbreiten pro-chinesische Inhalte, oft schlecht übersetzt, vermischt mit echten lokalen Nachrichten, so die Studie. Websites wie Provencedaily.com oder Friendlyparis.com (heute offline) illustrieren dieses Phänomen. Sie präsentierten sich als unabhängige Medien, standen in Wirklichkeit jedoch direkt mit der Kommunistischen Partei Chinas in Verbindung.

 

Rendez-vous, 23.10.2025, 12:30 Uhr; sten

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