«In einigen Ländern wie Russland und der Ukraine ist Telegram eine der wichtigsten Informationsplattformen. Die Moderation der Inhalte wird von jenen Personen durchgeführt, welche eine Gruppe oder einen Kanal leiten. Es gibt keine unabhängige Instanz zur Faktenprüfung», erklärt die EPFL in einer Mitteilung.
Daher legen die Moderatorinnen und Moderatoren ihre eigenen Regeln fest und müssen häufig unerwünschte Inhalte manuell entfernen. Dies, obwohl ihnen Software zur Verfügung steht, welche oftmals auf sehr einfachen Kriterien basiert, etwa der Erkennung von obszönen Ausdrücken, so die EPFL.
Der neue Algorithmus, der in einer aktuellen Studie präsentiert wurde, wurde von Forschenden der EPFL und des Max-Planck-Instituts in Zusammenarbeit mit der Ruhr-Universität Bochum entwickelt. Er ermöglicht es, Konten zu identifizieren, die systematisch Propaganda auf Telegram verbreiten.
Verräterische Wiederholungen
«Eines der auffälligsten Merkmale von Propaganda-Accounts ist, dass sie Nachrichten mit den gleichen Formulierungen an verschiedenen Orten, manchmal auf verschiedenen Kanälen, veröffentlichen. Während gewöhnliche Konten einzigartige Nachrichten posten, bilden Propaganda-Konten grosse Netzwerke, die dieselben Inhalte wiederholt verbreiten», erklärt Carmela Troncoso von der EPFL, gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen RTS. Die Forschenden haben diese Wiederholungen genutzt, um einen automatisierten Erkennungsmechanismus zu programmieren.
Hilfe für Moderation
Insgesamt wurden 13.7 Millionen Kommentare aus 13 Telegram-Kanälen analysiert, wobei auf Politik und aktuelle Ereignisse fokussiert wurde. Etwa 1.8 Prozent der Kommentare erwiesen sich als Propaganda. Die Mehrheit stammte aus einem pro-russischen Netzwerk, während der kleinere Teil pro-ukrainisch war.
Der Algorithmus «war in der Lage, Propaganda auf der Grundlage eines einzigen Kommentars mit einer Erfolgsquote von 97.6 Prozent zu erkennen, was 11.6 Prozent besser ist als ein Mensch», schreibt die EPFL.
Das Forschungsteam hofft nun, dass ihr Tool dazu beitragen kann, die Arbeit der Moderatorinnen und Moderatoren zu erleichtern, da diese nicht rund um die Uhr einsatzbereit sind. Die ständige Exposition gegenüber Propaganda kann zudem negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben.