Die 29-jährige Luana Bühler ist eine Ausnahme im Schweizer Frauenfussball. Sie kann vom Fussballspielen leben. Seit zwei Jahren ist sie in England zu Hause, wo sie für den Tottenham Hotspur FC kickt. Zuvor war sie bereits fünf Jahre in Deutschland als Profi aktiv.
Ihr Vater war Fussballtrainer. Sie und ihre fünf Geschwister spielten zu Hause im luzernischen Altishofen ständig Fussball. Als dann ihre ältere Schwester in einem Verein zu spielen anfing, eiferte Luana ihr nach. «Damals gab es noch keine ‹Meitli-Mannschaften›, das hat mich aber nie gestört. Mir ging's einfach ums Fussballspielen», erzählt Bühler.
Im Hinblick auf die Frauenfussball-EM in der Schweiz hofft Luana Bühler, dass «die EM eine weitere Plattform für Veränderungen im Schweizer Frauenfussball wird». In der Schweiz tue sich zwar etwas, aber sie sei noch weit davon entfernt, eine fussballerische Chancengleichheit zu bieten.
Die ehemalige Profispielerin Martina Moser ist überzeugt, dass die EM dieser Gleichheit nochmals einen Schub verleihen wird: «Nach diesem Turnier wollen wahrscheinlich extrem viele Mädchen mit Fussballspielen anfangen und einem Verein beitreten.» Um mehr Kindern den Vereinsfussball zu ermöglichen, müsse aber zwingend Geld in Infrastrukturen investiert werden. Die Verfügbarkeit von Fussballplätzen und Kabinen sei bei vielen Vereinen das Hauptproblem.
Fussballspielen immer möglich
Der Weg an die Spitze ist im Schweizer Frauenfussball oft von Zufällen geprägt. So auch bei Bühler: Als Kind mochte sie Tanzen, Turnen, Tennis, Reiten oder Skifahren. «Fussball war aber für mich der Sport, der bei uns als Grossfamilie organisatorisch immer möglich war», sagt sie heute.
Vom FC Schötz ging's via FC Kriens und FC Luzern zum FC Zürich Frauen, bevor sie den Sprung nach Deutschland zum TSG 1899 Hoffenheim schaffte. «Ich dachte nie daran, dass ich einmal mit Fussball Geld verdienen und davon leben könnte», sagt Bühler. Eigentlich habe sie immer eine akademische Karriere vor Augen gehabt.
Heute absolviert Bühler neben dem Fussball im Fernstudium einen Master in Betriebswirtschaft. Einen BWL-Bachelor mit Vertiefung Banking und Finance hat sie bereits in der Tasche.
Doch das Ende ihrer Profikarriere steht noch nicht an. Dank verbesserter finanzieller Aussichten sei Fussball auf Profiniveau inzwischen länger möglich, sagt sie. Auch Kinderkriegen bedeute nicht mehr zwangsläufig das Karriereende.
Kulturelle Differenzen
Die Auswanderung nach England war für die Verteidigerin nicht nur wegen der Distanz ein grosser Schritt, sondern auch kulturell und beruflich. Ihr fehlten die Nähe zum familiären Umfeld, die Transportmöglichkeiten, die Verwaltung, die Natur. Eine zusätzliche Herausforderung in England sei etwa, frische Lebensmittel zu finden.
Beruflich ist das Leben in England zudem sehr viel strenger geworden. «In Deutschland hat man auf Profistrukturen hingearbeitet, in England sind sie umgesetzt.»
Luana Bühler, die vor der Karriere auch einmal als Skilehrerin gearbeitet hat, darf in ihrer Freizeit nicht auf die Skipiste, ihr Vertrag verbietet das. «In Deutschland hiess es noch, man müsse das den Schweizerinnen fast erlauben.»