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Heuschnupfen und Co. Wie der Klimawandel Pollenallergien verstärkt

In der Schweiz leidet jede fünfte Person an einer Pollenallergie. Und das Problem dürfte sich verschärfen: Die WHO prognostiziert, dass bis 2050 die Hälfte der Weltbevölkerung allergisch auf Pollen reagieren wird. Der Grund: Der Klimawandel verlängert die Blütezeit.

Nicolas Trombert leidet unter einer schweren Pollenallergie – der Albtraum für einen Floristen. In seinem Garten in Fully VS zählt er all seine Symptome auf: «Meine Nase juckt und meine Augen tränen, was mich nachts am Schlafen hindert. Mein Hals ist entzündet und stört mich. Hinzu kommt das Niesen.»

Trombert, der auch als Gärtner tätig ist, hat beobachtet, dass sein Leiden seit einigen Jahren immer früher in der Saison beginnt und später endet. Unter diesen Umständen sei es unmöglich, seine Sträusse ohne Medikamente zusammenzustellen. Der Blumenzüchter muss während der gesamten Saison Antihistaminika einnehmen.

Einblick in die Pollen-Messstation von Meteo Schweiz in Payerne:

Bernard Clot, der selbst jahrelang unter schweren Allergien litt, hat seine Karriere der Erforschung von Pollen gewidmet. Der Biometeorologe hat das nationale Netz für Pollenprognosen von Meteo Schweiz entwickelt, eine weltweite Premiere. Fünfzehn über das ganze Land verteilte Sensoren liefern nahezu in Echtzeit Daten über die Pollenkonzentration in der Luft. Diese werden mithilfe künstlicher Intelligenz analysiert und fast in Echtzeit als Karten zur Verfügung gestellt.

Nach mehr als 30 Jahren Beobachtung stellt Bernard Clot eine Zunahme der Pollen in der Luft fest. Wissenschaftliche Studien weisen auf eine Ursache hin: den Klimawandel.

Die Frage der invasiven Arten

«Der Klimawandel beeinflusst die Vegetation. Die Blütezeit beginnt früher und endet möglicherweise später. Die Pollensaison verlängert sich», erklärt der Biometeorologe. «Ausserdem werden mehr Pollen produziert, wenn mehr Kohlendioxid in der Atmosphäre vorhanden ist. Und schliesslich können sich, da es wärmer ist, neue Arten aus dem Süden oder von anderswo bei uns ansiedeln, insbesondere wenn wir sie aktiv in Gärten pflanzen, was zu einem erhöhten Risiko der Exposition gegenüber neuen Allergenen führt.»

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Einige invasive Arten erfordern besondere Aufmerksamkeit. Ein Beispiel dafür ist das Traubenkraut, ein hochallergenes Unkraut aus Nordamerika. Diese invasive Pflanze wird auf den Feldern aufgespürt und ausgerissen, um ihre Ausbreitung zu verhindern.

Überlastete Spitäler

Der Klimawandel erhöht offenbar nicht nur die Menge an Pollen, sondern auch ihre Aggressivität. Im Universitätsspital Lausanne ist die Allergieabteilung überlastet. Die Wartezeit für einen Termin beträgt bis zu neun Monate.

«Wenn die Pollenkonzentration zunimmt, hat unser Immunsystem eine höhere Chance, die Pollen als fremd zu erkennen und Allergien zu entwickeln», erklärt Yannick Muller, Assistenzarzt in der Abteilung für Immunologie und Allergologie des Spitals. Ein weiteres Phänomen sei, dass die Luftverschmutzung unsere Abwehr gegen Allergene störe, fügt er hinzu.

Die Akteure im Gesundheitswesen werden sich an die steigende Zahl von pollenempfindlichen Personen anpassen müssen. «An unserem Spital bilden wir pro Jahr einen Allergologen aus», sagt Muller. «Wir müssen uns ernsthaft Gedanken darüber machen, wie wir all die Anfragen bewältigen können.»

RTS, Mise au point, 15.6.2025, 20:15 Uhr; sten

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