Es ist der neue Trend der politischen Führungen: die Verwaltung stutzen, um Staatsfinanzen zu glätten. Argentinien und die USA haben den Anfang gemacht, gefolgt von Grossbritannien, Kanada oder Vietnam.
Mittlerweile liebäugeln auch in der Schweizer Politik einige mit der «Bürokratie-Kettensäge», wie sie Elon Musk symbolisch schwingt.
Braucht also auch die Schweiz Kürzungen? Laut Avenir Suisse arbeiten 23 Prozent der Bevölkerung im öffentlichen Dienst. Zu viel, meint der wirtschaftsliberale Thinktank, der sich für weitreichende Massnahmen ausspricht, über die bereits im Bundeshaus diskutiert wird.
Doch die OECD sieht das anders: Nur etwa eine von zehn erwerbstätigen Personen arbeitet für den Bund, einen Kanton oder eine Gemeinde. Dies erklärt sich unter anderem dadurch, dass Avenir Suisse auch Angestellte der Post, der SBB, der Universitätsspitäler, der SRG oder auch subventionierte Landwirtinnen und Landwirte mit einberechnet. Also umfassen die 23 Prozent öffentliche, halböffentliche als auch subventionierte Stellen zusammen.
Die OECD hingegen wendet in allen Ländern dieselbe Definition an, was einen internationalen Vergleich ermöglicht.
Nach dieser einheitlichen Berechnung arbeiteten im Jahr 2022 rund 595’000 Personen in der öffentlichen Verwaltung – vom Bund bis zur Gemeinde –, was 11.2 Prozent der Erwerbstätigen entspricht. Damit liegt die Schweiz im unteren Drittel der OECD-Mitgliedstaaten. In Deutschland liegt der Anteil bei 12, in Norwegen und allgemein in den nordischen Ländern bei rund 30 Prozent.
Kein signifikanter Zuwachs an Staatsangestellten
Ein häufiges Argument: Die Verwaltung wachse unaufhörlich. Doch von 2003 bis 2023 ist die Schweizer Bevölkerung um 20 Prozent gewachsen, die Zahl der Vollzeitstellen beim Bund hingegen nur um 11.5 Prozent.
In Relation zum Bevölkerungswachstum ist die Zahl der Staatsangestellten pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner sogar leicht zurückgegangen – von 4.6 Prozent im Jahr 2004 auf 4.3 Prozent im Jahr 2024.
Oft qualifizierter und älter
Eine gängige Kritik: «Die Beamten verdienen zu viel.» FDP-Präsident Thierry Burkart verweist auf ein Durchschnittsgehalt von 130'000 Franken jährlich im öffentlichen Sektor. Gemäss Bundesamt für Statistik beträgt der Medianlohn im öffentlichen Sektor 8094 Franken pro Monat, im privaten Sektor 6510 Franken. Dies lässt sich teilweise damit erklären, dass im öffentlichen Dienst mehr hoch qualifizierte und ältere Personen beschäftigt sind.
Eine vom Bundesrat in Auftrag gegebene Vergleichsstudie von PricewaterhouseCoopers kommt zum Fazit, dass Löhne im öffentlichen Sektor insgesamt mit jenen in der Privatwirtschaft vergleichbar sind – teilweise verdienen Führungspositionen im öffentlichen Sektor sogar weniger.
Öffentlichen und privaten Sektor nicht gegeneinander ausspielen
Laut Avenir Suisse schade das alles dem privaten Sektor. Doch das hängt davon ab, von welcher Seite man es betrachtet: Während sich Arbeitgeber womöglich benachteiligt fühlen, haben Angestellte keinen Vorteil davon, öffentlich und privat gegeneinander auszuspielen.
Eine Studie der Europäischen Zentralbank zeigt, dass beide Sektoren eng miteinander verflochten sind: Ein Anstieg der realen Löhne im öffentlichen Sektor um ein Prozent führt im privaten Sektor zu einem Anstieg um 0.3 Prozent.