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Kampf gegen Klimaerwärmung Solares Geoengineering – mit Sonnenstrahlen gegen den Klimawandel

Ist es technisch möglich, Sonnenstrahlen ins All zurückzuwerfen und so die Klimaerwärmung zu verringern? Das sogenannte «solare Geoengineering» verspricht das. Eine ebenso umstrittene wie faszinierende Technologie.

Was kann man gegen die Klimaerwärmung tun? Eine umstrittene Methode kommt jetzt wieder auf den Tisch: das solare Geoengineering. Sie wird auf der bisher grössten Konferenz zu dem Thema besprochen. Vom 12. bis 16. Mai treffen sich in Kapstadt Forschende, Nichtregierungsorganisationen und Entscheidungsträgerinnen, um über die Methode zu diskutieren. Und es wird viel zu besprechen geben, denn «Solar Radiation Modification» (SRM), wie es auch genannt wird, spaltet die Gemüter.

SRM-Technologien – was ist das?

Bei SRM-Technologien handelt es sich um Klimaschutzmassnahmen, die die globale Erwärmung verringern sollen. Damit sollen Sonnenstrahlen ins All zurückgeworfen werden. Die Befürworter von SRM-Technologien argumentieren, dass diese die einzige nachhaltige Option darstellen, um die Temperatur auf der Erde schnell und relativ günstig zu senken.

Eine Grafik, die erklärt, wie Sonnenlicht künstlich reflektiert werden kann.
Legende: SWI swissinfo.ch / Kai Reusser

Eine Erhöhung der Reflexion von Sonnenstrahlen um nur ein Prozent könnte die Durchschnittstemperatur der Erde um etwa 1 °C senken. Die Wissenschaft ist sich einig, dass eine rasche Verringerung der CO₂-Emissionen unerlässlich ist, um dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Wie lässt sich Sonnenlicht in den Weltraum reflektieren?

Die am besten erforschte Methode ist das Einbringen von Aerosolen in die Atmosphäre. Das sind winzige Partikel, die die Sonneneinstrahlung in den Weltraum zurückwerfen und so die Temperatur auf der Erdoberfläche senken können. Dazu setzen etwa Flugzeuge Milliarden von Schwefeldioxidmolekülen frei. Dadurch bilden sich Aerosole, die eine reflektierende Schicht um die Erde formen.

Eine zweite Variante ist das Aufhellen von Meereswolken. Dabei sprühen Spezialkanonen auf Schiffen Meerwasser in die Atmosphäre. Durch die im Wasser enthaltenen Salzkristalle bilden sich hellere Wolken, die mehr Sonnenlicht reflektieren können.

Würden Strassen und Dächer weiss gestrichen, würde ebenfalls mehr Sonnenlicht reflektiert. Theoretisch möglich wäre auch, gigantische Spiegel im Weltraum aufzustellen, um die Sonnenstrahlung zu reflektieren, bevor sie die Erde erreicht. Dies ist jedoch noch Science-Fiction, auch wenn ein UNO-Bericht diese Möglichkeit nicht völlig ausschliesst. Schliesslich bestünde die Option, Mikropartikel in Cirruswolken auszubringen, um sie dünner zu machen. Das sind Wolken in grosser Höhe, die die von der Erdoberfläche abgestrahlte Wärme zurückhalten.

Warum ist solares Geoengineering umstritten?

SRM bekämpft nur die Symptome der Klimakrise, nicht aber ihre Ursachen. Gegner sehen im solaren Geoengineering eine Hintertür, um sich nicht der Emissionssenkung widmen zu müssen. Auch könnte der Ausstoss von Aerosolen unerwartete Auswirkungen auf Klima und Umwelt haben.

Wolken, durch die die Sonne durchdrückt.
Legende: Hunderte Forschende weltweit haben sich zusammengetan, um sich für ein Verbot von solarem Geoengineering auszusprechen. DPA / ANNETTE RIEDL

Dieser «Plan B» für den Klimawandel wirft auch grundlegende Fragen auf. Wer entscheidet, wann und wo SRM eingesetzt wird? Wer ist bei Nebenwirkungen verantwortlich? Einheitliche Regeln gibt es nicht. Deshalb haben sich über 500 Forschende weltweit einem Aufruf für ein SRM-Verbot angeschlossen. Sie fordern, dass keine öffentlichen Gelder in SRM investiert und Freiluftversuche verboten werden.

Noch bleibt solares Geoengineering ein eher theoretischer Ansatz. Allerdings nimmt die Anzahl der Forschungsprogramme zu, und es werden auch bereits Freiluftversuche durchgeführt.

Echo der Zeit, 8.5.2025, 18:00 Uhr; sten

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