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Kanton Graubünden Die Jagd mit Schalldämpfern überzeugt nicht alle

Eine Bundesverordnung erlaubt neuerdings den Einsatz von Schalldämpfern bei der Jagd. Während dies Jägerinnen und Jäger sowie Behörden befürworten, lehnen Tierschützerinnen und Tierschützer die Neuerung ab. Sie befürchten negative Folgen für die Sicherheit von Wildtieren und Erholungssuchenden.

«Es ist erfreulich, dass die Umsetzung so zügig verlief», so Jäger Guido Andry in einem Interview mit dem Radio und Fernsehen der italienischen Schweiz RSI. «Normalerweise dauert es länger und man muss mehrere Instanzen durchlaufen.» Zunächst sei unklar gewesen, ob eine Gesetzesänderung oder eine Verordnung nötig wäre. «Jetzt ist Klarheit geschaffen worden – das ist positiv», so Andry weiter.

Im Kanton Graubünden gibt es rund 5500 Jäger und Jägerinnen. Bisher wurden bereits über 600 Anträge für die Nutzung von Schalldämpfern gestellt. Adrian Arquint, Co-Leiter des Amts für Jagd und Fischerei Graubünden, sieht darin vor allem Vorteile: «Der Schalldämpfer schützt das Gehör von Jägerinnen, Jägern und ihren Hunden. Ausserdem verbessert er die Treffsicherheit.»

Zwei Gewehre mit Schalldämpfern liegen auf einem Holztisch
Legende: Gewehre mit Schalldämpfern erleichtern die Jagd – könnten aber auch zu neuen Problemen führen. Imago / Zoonar.com

Ein Schalldämpfer kostet rund 1000 Franken und darf bei der Hochjagd, der Steinbockjagd sowie bei Sonderjagden eingesetzt werden.

Doch nicht alle begrüssen die Neuerung. Roberto A. Babst, Präsident von Wildtierschutz Schweiz, kritisiert: «Ein Schuss mit Schalldämpfer ist kaum hörbar – das Wildtier wird überrascht und kann nicht mehr fliehen. So ist es möglich, gleich mehrere Tiere auf einmal zu erlegen.»

Zudem warnt Babst vor den Gefahren für Wanderinnen und Wanderer: «Ohne klar hörbare Schüsse können sie nicht mehr einschätzen, wo sich Jäger befinden oder aus welcher Richtung geschossen wurde.» Auch für Wildhüterinnen und Wildhüter werde die Kontrolle erschwert: «Sie können kaum nachvollziehen, woher ein Schuss kam – ob er beispielsweise in einem verbotenen Jagdgebiet abgegeben wurde oder legal war.»

Obwohl der Start der Jagdsaison in Graubünden noch knapp zwei Monate entfernt ist, sorgt die Einführung von Schalldämpfern bereits jetzt für hitzige Diskussionen.

RSI; Telegiornale; 8.7.2025, 20 Uhr; sten

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