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Nach der Abstimmung von 2024 32 Millionen für kostenlosen ÖV in Genf reichen wohl nicht

32 Millionen Franken hat der Kanton Genf budgetiert, um den ÖV für Jugendliche kostenlos zu machen. Doch das Geld reicht nicht einmal annähernd.

Das Genfer Kantonsparlament hat im vergangenen Jahr 32 Millionen Franken bewilligt, um den ÖV im Kanton für Jugendliche unter 25 Jahren kostenlos und für AHV/IV-Bezüger günstiger zu machen. Jetzt zeigen Recherchen vom Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS): Das Geld reicht nicht einmal annähernd, um die Nachfrage zu decken.

Laut mehreren Quellen liegen die zusätzlichen Kosten nach einem halben Jahr zwischen 10 und 15 Millionen Franken. Bereits Anfang April hat der Kanton bekannt gegeben, dass innerhalb eines Quartals fast 73'000 Abonnemente gelöst wurden. Mehr als die Hälfte davon von Neukundinnen und -kunden.

Auf wiederholte Anfrage von RTS zu diesem Thema reagierten weder die Genfer Verkehrsbetriebe TPG noch deren Aufsichtsbehörde, das Departement für Gesundheit und Mobilität (DSM).

«Die Übernahme der Unireso-Abonnemente durch den Kanton Genf beschränkt sich nicht auf die TPG, sondern betrifft die gesamte Tarifgemeinschaft Unireso, zu der auch die SBB und die Genfer Mouettes gehören», sagt TPG-Sprecher François Mutter. «Unter diesen Umständen wird eine Koordinationsarbeit durchgeführt. Die Daten werden im Laufe des Sommers in Zusammenarbeit mit den anderen beteiligten Betreibern konsolidiert und dem Staatsrat im Hinblick auf die Veröffentlichung der Bilanz für das erste Halbjahr 2025 vorgelegt.»

Erhöhte Nachfrage nach den Sommerferien?

Die Nachfrage nach Abonnementen bleibt hoch. «Im August wird bei der Erneuerung der Abonnemente zum Schulbeginn ein signifikanter Anstieg erwartet», warnten die kantonalen Behörden bereits im Frühling.

Somit könnte der Plan doppelt so viel kosten wie vom Parlament bewilligt. Nach Informationen von RTS rechnet der Genfer Staatsrat mit einer Gesamtsumme von über 60 Millionen Franken für 2025. Nach der Sommerpause sollen Gespräche stattfinden, wie dieser Betrag gestemmt werden kann.

Auf Anfrage von RTS dementiert das DSM diese Zahlen «sowie die daraus gezogenen Schlüsse». Das Departement wiederholt, dass Ende Sommer eine «vollständige und kontextualisierte» Zwischenbilanz veröffentlicht werde.

Schon bei der Abstimmung über die Massnahme habe die Stadtregierung klargemacht, dass der budgetierte Betrag von 32 Millionen Franken nicht alle Kosten decken werde, weil auch mit einem sogenannten «Mitnahmeeffekt» gerechnet werden müsse – also mit einer zusätzlichen Nachfrage von Leuten, die bisher den ÖV nicht benutzten, präzisiert dass DSM weiter.

Laut Informationen von RTS geht dieser Mitnahmeeffekt, also die höhere Zahl an Abonnementen, bisher nur mit einem moderaten Anstieg an Passagieren in Bus und Tram einher. Bisher seien es nur drei Prozent. Das bedeutet, dass nicht alle mit einem Abonnement auch häufiger den ÖV benutzen. Das wäre eigentlich das Ziel der Massnahme gewesen.

Fachleute warnen allerdings vor voreiligen Schlüssen. Um die wirkliche Auswirkung des kostenlosen ÖV zu messen, müsse man noch Monate bis Jahre warten.

RTS Forum, 21.7.2025, 18:02 Uhr; sten

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