Zum Inhalt springen

Neuartiger Bauernhof eröffnet Landwirtschaft: Braucht es in Zukunft mehr Mega-Betriebe?

In Greyerz ist ein Bauernhof eröffnet worden, der fast vollständig automatisiert läuft. Es ist einer der grössten Milchbetriebe der Schweiz. Kostenpunkt: 10 Millionen Franken. Über die Notwendigkeit solcher Mega-Betriebe gingen bei der Eröffnungsfeier die Meinungen auseinander.

Kühe stehen im Stall, kauen ihr Heu und geben Milch. So weit gleicht der Bauernhof «La Lorraine» jedem anderen Milchbetrieb in der Schweiz.

Bei näherer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass hier wenig ist, wie man es sich von herkömmlichen Höfen gewohnt ist. Die Anlagen sind riesig, sie erstrecken sich über mehr als 8000 Quadratmeter, über 300 Milchkühe haben hier Platz.

Um dies allein bewirtschaften zu können, benötigt das Hofbesitzerpaar Unterstützung. Und die kommt von Maschinen.

Im Betrieb zwischen Vuisternens-devant-Romont und Bulle läuft fast alles automatisiert. «Dank der Robotisierung haben wir nicht mehr Arbeit als zuvor», sagt Besitzer Daniel Menoud gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS).

Gemolken wird in einem speziellen Karussell, das 50 Kühen Platz bietet. Im Stall fährt ein Roboter zwischen den Tieren hindurch, um sie zu füttern. Ist sein Futtertank leer, füllt er sich selbstständig wieder auf. Die Belüftung des Stalls erfolgt autonom, auf den Dächern der Gebäude sind 8000 Quadratmeter Solarpanels installiert.

Staunen und Skepsis

Zur Eröffnung am letzten Samstag kamen Neugierige von weit her, um diesen grössten Milchbetrieb des Kantons Freiburg und einen der grössten der Schweiz zu besichtigen.

Der hochmoderne Bauernhof faszinierte viele, doch er stimmte einige auch nachdenklich. «Das ist industriell, aber die Politik will ja in diese Richtung gehen», fand einer von ihnen. Ein weniger skeptischer Besucher meinte: «So sieht die moderne Landwirtschaft aus.»

«Solche Anlagen wird es brauchen»

Der XXL-Stall dürfte jedoch nicht so schnell zur Norm werden. Nicht alle Besitzerinnen und Besitzer haben die nötige Fläche oder die Möglichkeit, Millionen zu investieren. Angesichts des allgemeinen Rückgangs der Schweizer Produktion seien solche Anlagen künftig jedoch unverzichtbar, meint Stephan Hagenbuch, Direktor des Schweizerischen Milchproduzentenverbands (SMP).

Diskutieren Sie mit:

«Unser Selbstversorgungsgrad sinkt jedes Jahr um 0.5 Prozent», betont Hagenbuch. «Wenn wir [die Milch] nicht bei uns produzieren, wird sie importiert. Und das wollen wir nicht.»

Seit Beginn des Jahrhunderts ist die durchschnittliche Grösse eines Milchbetriebs in der Schweiz von 19 auf fast 30 Hektar gestiegen. Im Vergleich dazu ist der Hof «La Lorraine» sechsmal grösser.

 

Kühe stehen in einem Kreis angeordnet.
Legende: Gemolken wird im Karussel. KEYSTONE/Jean-Christophe Bott

RTS; 21.06.2025; 19:30 Uhr;brus

Meistgelesene Artikel